Tut Abgrenzung und Bedürfnisse formulieren unsere Resilienz als Mensch eigentlich gut?

Und was tun mit all der gewonnenen Energie, Freude und Lebenslust nach den erfolgreichen Life & Spiritual Coachings, die uns in unserer Bubble aktuell von allen Seiten angeboten werden?

In diesem tiefen & ehrlichen Gespräch mit der Cozy Rebellion & Embodiment Coach Lotta Faidini spreche ich darüber, warum Konflikte und Kompromisse heute wichtiger sind denn je, was wir gegen Einsamkeit und für mehr Verbindung in der Gesellschaft tun können und wie wir raus aus der Ohnmacht rein in die Handlungsspielräume kommen.

Nicht zuletzt im großen Kontext des Klimawandels, des Rechtsruck und des Populismus, den wir gerade in Europa und der Welt erleben eine mehr als wichtige Podcast Folge.

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Laura Roschewitz: Hallo, herzlich willkommen und Moin Moin zu einer neuen Podcastfolge Moin um Neun, dem Businessschnack mit Laura und Gretel. Und hier ist Laura und ich habe heute Besuch von der lieben Lotta Faidini. Ich freue mich sehr, dass du hier bist und wir ein bisschen Interview Zeit miteinander haben.

Lotta Faidini: Hallo, ich freu mich auch.

Laura Roschewitz: Herzlich willkommen! Schön, dass du da bist. Wir haben eben schon im kurzen Vorgespräch mal so ganz bisschen uns angewärmt und das ist ja. Ich sag das immer wieder hier im Podcast, dass das irgendwie spannend ist, weil viele meiner Podcastgästinnen sind für mich so ein bisschen wie Blind Dates, weil wir vorher noch nie so richtig miteinander gesprochen haben, uns aber zum Teil schon irgendwie auf Instagram folgen oder irgendwie schon wissen, was wir machen, aber uns noch nicht so richtig doll kennen. Und du bist mir aufgefallen vor… Ich weiß gar nicht. Das ist schon eine Weile her. Ich folge dir schon eine ganze Weile, weil ich mich mit dem Thema Bedürfnisse, Selbstoptimierung, ja, aber auch Resilienz und verschiedene Dinge eben beschäftige. Und da bist du mir einfach so in den Orbit geflogen.
Und seitdem folge ich dir ganz begeistert, denn wie ich dich wahrnehme, sorgst du dafür… Also ich weiß, dass du Atem und Embodiment Körper Coachin bist. Ich weiß aber auch, dass du dich ganz viel so mit den Themen Körperwahrnehmung, Körperbewusstsein. Schluss mit dem Optimierungswahn. Dieser ganze Leistungsdruck. Für mich bist du auch eine große Verfechterin der Gemütlichkeit und der „Es ist mal genug“. Also so nehme ich dich wahr dieser Bewegung. Und ich weiß, dass du auch sehr politisch aktiv bist und aktivistisch und das mit in deiner Selbstständigkeit in ein Business mit rein bringst. Und deswegen habe ich mir gedacht, dass es allerhöchste Zeit wird, dass unsere Community dich mal kennenlernt, weil ich glaube, dass du zurzeit sehr viel wichtige Dinge beizusteuern hast.

Lotta Faidini: Ja, schön. Ja, das freut mich. Eine sehr schöne Zusammenfassung auch. Ja, ich glaube, du nimmst mich genauso wahr, wie ich wahrgenommen werden möchte.

Laura Roschewitz: Ja, check. Das ist ja auch mal schon so ganz spannende Innen- und Außenwahrnehmung. Magst du vielleicht noch mal in deinen Worten unseren Zuhörerinnen erzählen, wer du bist, was dein Hintergrund ist? Vielleicht magst du mal so eintauchen.

Lotta Faidini: Ja. Ich bin Lotta Faidini. Ich mache körper- und atemorientiertes oder auch zentriertes Coaching. Ähm, wo wir nicht nur über Gespräch Zugang zu uns selbst finden. Vor allem ganz viel eigentlich über Atem, Atemgewahrsam, Atemtechniken und eben den Zugang zum eigenen Körper und der eigenen Bewegung. Und ich komme selber aus einem sehr politischen Umfeld, politischer Familie, früh auch politischer Freundeskreis hat mich ja eigentlich glaube ich, seit ich 15 bin, irgendwie politisch engagiert und habe ziemlich schnell gemerkt, dass das ziemlich auslaugend sein kann, weil man ja eigentlich immer wieder vor neue Mauern stößt und jetzt relativ wenig wirkliche Erfolge feiern kann. Und habe dann in so einem Auslandsaufenthalt Yoga für mich entdeckt und mit diesem Yoga einen ganz anderen Zugang zu mir, zu meiner Wahrnehmung, meiner Fürsorge, meiner Liebe zu mir selbst gefunden und habe das ja in den letzten zehn Jahren immer mehr und mehr vertieft und habe dann irgendwann angefangen Ausbildungen zu machen, Yogaausbildung, Atemausbildung, Coachingausbildung, was man dann alles so macht und anhäuft in der Zeit. Genau. Und habe irgendwie ziemlich schnell gemerkt, dass ich ja ganz gut mit Menschen kann und das ganz gut auch an Menschen weitergeben kann und offensichtlich oftmals ja die richtigen Worte finde und auch die richtige Art von Empathie für Menschen habe. Genau. Und habe dann damit angefangen zu arbeiten. Und mir war von vornherein ziemlich wichtig, auch diese politische und vor allem gesellschaftspolitische Komponente mit reinzubringen, weil ich es immer ein bisschen gefährlich bis auch wirklich toxisch finde, wenn man gerade in dem Bereich von Selbstliebe, von Selbstfürsorge und so den Menschen immer komplett die Verantwortung und die Schuld regelrecht zu erweist und sagt Ja, wenn du das änderst, und wenn du das änderst, dann lebst du dein vollkommenes Leben. Ja, nur dann kannst du dich selbst lieben, dann bist du sorgenfrei und glücklich und so. Und ähm, ich immer so ein bisschen, denke, ja, zu einem Teil schon. Aber wir leben eben auch in dem System, in dem wir leben. Und das ist eben einfach ein ausbeuterisches System, was nicht darauf ausgelegt ist, dass wir jetzt alle Millionärinnen werden und auch nicht darauf ausgelegt ist, dass wir uns alle wohl in unserer Haut fühlen. Schon gar nicht, wenn man in einem weiblichen Körper oder sogar in einem Körper von anderen Geschlechtsidentitäten irgendwie lebt. Ja, also wir leben eben in dem, was wir Kapitalismus nennen, in dem, was wir Patriarchat nennen. Und das finde ich extrem wichtig, in so einer Arbeit einfach mit zu benennen, dass man sich gleichzeitig nicht komplett vielleicht darauf ausruht und sagt Oh, solange das dieses System gibt, kann ich gar nichts machen, denn das führt zu Ohnmacht. Ich glaube schon, dass wir eben einen gewissen Handlungsspielraum haben und den versuche ich mit meiner Arbeit den Menschen auch wirklich an die Hand zu geben und denen auch zu sagen Hey, wenn du es schaffst, mit dir verbunden zu sein, dann kommst du eben aus der Ohnmacht in die Handlungsfähigkeit. Genau. Aber es nicht auszublenden und den Leuten auch ganz klar zu sagen Ey, wenn du zum Beispiel eine Frau bist und du vernichtend in den Spiegel guckst, weil du hier ein Speckröllchen hast und da Cellulite hast und du denkst, dass sei nicht schön. Ja, dann kommt das wahrscheinlich nicht aus dir, sondern das kommt daraus, dass du eben aufgewachsen bist in einer Welt, die dir durch Werbung, durch irgendwelche vermeintlichen Role Models in Filmen und Serien und so ein Gewissen, ein gewisses Körperbild und einen Schönheitsstandard irgendwie in dein Gehirn pflanzen, für was du das dann so unbewusst aufnimmst. Und umso mehr wir auch darüber wissen, desto eher können wir uns davon auch befreien, glaube ich. Ja, Wissen ist Macht in allen Belangen und eben auch wenn es um Selbstliebe geht, wenn es um den eigenen Wachstum geht und im Endeffekt auch um das eigene Leben, das eigene Business. Wie auch immer man lebt.

Laura Roschewitz: Das heißt, du bewegst dich da, wenn ich so zuhöre, auch auf einem ziemlich schmalen Grad zwischen einerseits ernst nehmen, dass es diese Welt mit ihren Rahmenbedingungen gibt, die uns formt, die uns vielleicht auch mal Türen vor Nasen zuschlägt. Und gleichzeitig aber auch Handlungsspielräume mit den Menschen zu finden. Weil was ich wahrnehme, ist schon eine gewisse. Zumindest auf der großen Weltbühne, vielleicht auf der politischen Bühne ein gewisses Ohnmachtsgefühl bei vielen Menschen, so von wegen was kann ich schon alleine ausrichten und die anderen machen ja auch nichts. Warum sollte ich jetzt anfangen? Und ich erlebe und da gucke ich auch ein bisschen kritisch drauf, tatsächlich auch so eine Bewegung der sehr starken Individualisierung, also wenn ich mich sehr stark mit mir selber auseinandersetze, meine Bedürfnisse, meine Grenzen, meinen. Also das ist eine Bewegung, die ich auch sehr feiere. Da gibt es ganz, ganz tolle Komponenten und ich sehe aber auch, dass sie ihre Grenzen hat, weil ich auch glaube, dass es manchmal auch gut ist, nicht nur ausschließlich seine eigenen Bedürfnisse als wichtig zu erachten. Wie geht es dir aktuell mit diesem schmalen Grad?

Lotta Faidini: Ähm, ambivalent wär glaube ich das richtige Wort dafür. Ich persönlich glaube nicht an Widersprüche. Ich glaube, dass alles immer gleichzeitig existieren kann und darf. Und deswegen geht es mir an dem einen, in der einen Minute geht es mir gut damit und in der nächsten nicht, weil ich sehe das ähnlich wie Du das in diesem individuellen Ansatz ganz viel drinsteckt und der ja auch in meiner Arbeit und in meinem Leben, in meinem Ansatz irgendwie so auch drinsteckt, ja, dass wir schon auch uns um uns selber kümmern sollten und dürften, unsere eigenen Bedürfnisse und Grenzen wahrnehmen, schätzen und für die eintreten und, dann aber eben nicht da aufhören. Und ich glaube, das ist das, was ganz viel in dieser Coaching Bubble irgendwie oftmals dann so hinten runterfällt, weil es sich auch oftmals einfach nicht verkaufen lässt. Die Leute kaufen kein Programm, in dem du sie zu Aktivistinnen machst. Das interessiert die nicht also den ganz ganz großen Teil, ja vielleicht man gibt sich mal für alles gibt es eine Nische, für alles gibt es einen Markt. Findet man bestimmt auch. Aber der Markt, der natürlich interessiert ist natürlich. Wie löse ich denn meine eigenen Probleme das? Was, womit ich täglich irgendwie konfrontiert bin in meinem Kopf, in meinem Spiegel usw. Das kann man gut verkaufen. Das sind die Pain Points, wie man so schön sagt, von Kunden und Kundinnen. Und dann ist es so ein bisschen, ja so ein Spiel damit, wie kriegt man das andere dann auch noch mit rein? Also ich versuche das so ein bisschen bei Instagram mit reinzubringen und in meinen Programmen ist das immer mit Thema, ja, weil ich schon merke, also wenn wir in die Nachrichten gucken, es wird einfach allerhöchste Eisenbahn, dass wir anfangen, den Menschen die Kraft zu geben, sich zu engagieren. Und ich glaube, dass die Arbeit von ich sag mal, Coaches und Persönlichkeitsentwicklungsmenschen, aber auch Yoga Lehrenden und und und und so diese ganze große Blase, dass die ein unglaubliches Potenzial hat, eigentlich genau das zu tun und eigentlich oftmals das auch ist, was zumindest als Werte nach außen transportiert wird. So ein Wert von Zusammenhalt, von Wir schaffen das und wir sind doch alle eins und das wird dann so schön gesagt. Aber das sind ganz oft so leere Phrasen irgendwie. Und eigentlich ist es für mich, wenn ich an der Zeit wirklich auch mal ganz klar zu sagen Hey, ähm, wir können gemeinsam was bewegen, wir können alle auf uns selber achten und dann können wir aber auch wirklich gemeinsam dafür eintreten, dass wir eben in einer bunten und liebevollen Gesellschaft leben, möglichst auch noch im Einklang mit der Natur und mit uns selbst und die Menschen zurück in die Natur bringen, aber auch zurück in die Liebe oder so zueinander. Ein großes Wort, aber vielleicht zumindest in Respekt miteinander.

Laura Roschewitz: Das wäre vielleicht schon mal ein Anfang. Vielleicht so der kleine gemeinsame, die kleine gemeinsame Schwester oder.

Lotta Faidini: Ja, genau.

Laura Roschewitz: Was ich ganz total spannend finde. Also ich kann das total nachvollziehen, was du gerade sagst und du hast ja eben auch gesagt, du glaubst nicht so an entweder oder. Für dich ist das eher ein und das ist auch etwas, was ich an meiner Arbeit total ja was mir total zentral ist, weil ich zum Beispiel nicht dran glaube, dass es Angst oder Mut ist, sondern dass die zusammengehören, dass sie meistens aber gleichzeitig passieren. Und das finde ich irgendwie total spannend, weil ich glaube auch daran oder das wäre was, was ich auch nochmal so zurückgeben würde. Ich finde es spannend, sich zu fragen oder was mir häufig so vorkommt, ist, als wäre es so ein Du musst dich jetzt ganz doll um dich kümmern und dich auch irgendwie abgrenzen. Das ist ja auch häufig ein Abgrenzungsthema, wo ich auch ein bisschen skeptisch bin, weil ich weiß gar nicht unbedingt, ob ich in der Gesellschaft leben möchte, wo sich alle wahnsinnig gut abgrenzen können, weil ich glaube, unser größerer Mangel in der Gesellschaft ist nicht die Abgrenzung, sondern eher die wirkliche Verbindung. So, ich sehe es schon auch so. Gerade wenn man vielleicht Trauma erlebt hat oder so. Also es gibt schon viele auch gute Gründe, sich abzugrenzen. Es gibt auch Menschen, von denen es gut ist, eher abzugrenzen oder Situationen. Aber wenn ich jetzt von oben drauf gucke, würde ich immer sagen, was uns fehlt, ist eher die Verbindung, die Empathie und das Mitgefühl als das Grenzen setzen.

Lotta Faidini: Ja, absolut. Ja, glaube ich auch. Ich glaube auch, dass also dieses ewige Abgrenzen. Ich glaube nicht, dass dich das, also dass das deine Resilienz stärkt. Ja, was brauchen wir denn heutzutage? Wir brauchen Resilienz. Ja, wir brauchen das. Resilienz bedeutet ja quasi Anpassungsfähigkeit und Stressaushaltungsfähigkeit. Ist ja nicht das richtige Wort. Aber ihr wisst, was ich meine. Ja, das brauchen wir auch im Hinblick auf unsere Zukunft. Und wenn ich mich jetzt immer von allem abgrenze, was mir potenziell vielleicht nicht gut tut, dann glaube ich, führt das eher dazu, dass wie auch, wie du auch sagst, ja, dass man sich immer mehr und mehr zurückzieht und eben nicht in die Verbindung geht. Das ist mit Sicherheit auch so ein bisschen eine Aushandlung. Natürlich, vor manchen Menschen sollst du dich bitte abgrenzen. Also ich war ja auch zu den Corona Zeiten sehr aktiv in der Yoga Szene. Dahin, dass man sich natürlich gegen Nazis abgrenzen muss. Also manche Grenzen brauchen wir, um so den Nährboden zu erhalten. Und gleichzeitig muss man gerade auf der persönlichen Ebene ja auch immer mal wieder gucken, okay, wo gehe ich denn auch damit um, mich mal nicht abzugrenzen? Und wie kriege ich das dann hin, nicht einfach nur ein ganz klares Nein zu sagen, sondern in die Aushandlung zu gehen und viel mehr dahin zu gehen, ja, in so einem, in so einem gesunden Konflikt vielleicht auch mal zu gehen und nicht immer alles von sich zu weisen, sondern miteinander eigentlich zu lernen. Wie können wir gerade die Disharmonie aushalten und langfristig vielleicht auch wieder klären und so eben eine Verbindung gehen, in Empathie füreinander gehen und auch so dieses ja, dieses Disharmonische besser zu ertragen und zu sagen okay, du hast vielleicht eine andere Meinung als ich, aber wir können vielleicht trotzdem keine Ahnung, Kolleginnen sein, zum Beispiel. Ja, wir können vielleicht trotzdem Nachbarinnen sein und so, man muss ja nicht immer alle gleich lieben. Einfach nur sagen okay, du existierst, ich existiere und wir diskutieren vielleicht um manche Sachen, aber ich ziehe mich nicht komplett aus etwas raus, sondern ich gehe schon auch immer wieder in den Kontakt, in die Handlung. Und wenn es ab einem gewissen Punkt wirklich gar nicht mehr geht, dann grenze ich mich ab. Aber immer gleich von vornherein zu sagen Nee, das hier ist nur noch mein Raum. Das ist, glaube ich, nicht nur gut für die Menschen.

Laura Roschewitz: Es hat ja auch so was sehr polarisierendes. Und ich finde, dieses Polarisieren, da nehmen wir ja auch gerade sehr über Social Media zum Beispiel wahr, wo ja vor allem Algorithmen über viele Jahre jetzt auf Like oder Dislike ausgerichtet waren, sozusagen. Also eigentlich gibt es nur schwarz oder weiß, es gibt nicht. Ja, finde ich ganz okay, lass mal drüber diskutieren oder so. Also es gibt eigentlich nur so eine polarisierenden Pole, die so auseinandergehen. Und wir sehen ja auch toll diese Bubble Entwicklungen einfach also dass Menschen sich sehr auch durch einen Algorithmus zum Beispiel sehr in ihrer Bubble bewegen und das Gefühl haben das was ich denke, denken auch alle anderen und was ja dann auch wirklich gefährlich wird. Und ich glaube, da bin ich total bei dir. Dafür braucht es echten Kontakt mit echten Menschen, weil wir sehen, da lässt sich Rassismus abbauen. Also gibt es ja ganz, ganz viele Dinge, die wir dann sehen. Nee, nee, meinen mein Türke, mein Dönermann ist toll. Aber generell, also solche Wahnsinnsaussagen hören wir ja an allen möglichen Ecken und wo wir halt sehen, wenn da echter Kontakt entsteht, werden Vorurteile abgebaut oder steigt die Empathie. Und deswegen finde ich, das finde ich mega spannend. Und ich würde noch mal gerne so anknüpfen zu dieser Coaching Bubble, in der wir uns ja beide auf irgendeine Art und Weise bewegen. Was ich mich frage und die Frage würde ich dir gerne mal geben. Ich bin manchmal ich. Ich denke manchmal so Sätze. Und einer, der mir eben kam, war Wo soll das eigentlich hinführen, dieses große Versprechen, wenn mir ein Coach oder eine Coachin erzählt Du, mit meinem Programm kommst du ganz zu dir, Du hast keine schlimmen Konflikte mehr, Du hast ganz viel Selbstliebe, was? Ganz viel Energie. Dann frage ich mich manchmal Ja, und dann? Also ich frage mich, was soll denn mit dieser Energie passieren von Menschen, wenn sie zum Beispiel immer noch, ja, in ihrem Job sind, wo sie vielleicht eigentlich das mehr machen, weil Zeit gegen Geld wo? Also was soll überhaupt mit dieser Energie passieren? Da finde ich den aktivistischen Part sehr spannend, weil ich mich manchmal frage, genau wie beim Thema Zeit, weil das eine schöne Analogie. Wir sparen halt überall Zeit, weil schnelleres Handy, schnelleres Auto, schnelleres Fahrrad, alles schneller. Aber wo ist sie dann? Also, was wollen wir mit dieser Zeit tun? Wie wollen wir sie füllen? Und so ist es vielleicht für mich genauso die Frage Was wollen wir mit der Energie machen, die wir alle oder viele von uns in dieser Bubble ja sehr krampfhaft versuchen, positiver zu gestalten und mehr davon zu haben. Das finde ich eine spannende Frage. Was? Was ist die Antwort darauf sozusagen? Was wollen wir damit machen mit der Energie und der Zeit, die wir dann haben, wenn wir diese erfolgreichen Programme durchlaufen?

Lotta Faidini: Toll ja, gerade ist die Frage, wo ich dann darauf antworte Ja, engagiere dich doch. Also was ich meine mit diesem. Es hört dann immer an der eigenen Nasenspitze auf und eigentlich ist das doch erst der Anfang, weil wenn du dann da drin bist, ja, dass du dich mit dir selbst wohlfühlst, ja, was machst du denn dann damit? So und dann? Das kann ja sein, dass du zum einen die Energie auch nutzt, um das eine Hobby, was du immer mal starten wolltest, aber nie Energie für hattest, zu machen. Ist ja super. Dann lern endlich Gitarre oder fang einen neuen Sport an oder so großartig und aber gleichzeitig ja, vielleicht hast du irgendwie mehr Zeit auch für deine Freundschaften, die wieder zu pflegen, was ja auch schon irgendwie. Ich glaube, alles was in Kontakt mit anderen Menschen ist, ist irgendwie auch ein Mehrwert für die Gesellschaft. Immer. Ja, weil wir alle immer mehr vereinsamen, glaube ich irgendwie. Und umso mehr wir wieder mehr wirklich in Gemeinschaft und Community kommen, desto besser wird es für die ganze Gesellschaft sein. Aber eben auch ja. Ja, engagiere dich. Und für mich ist Engagement und Aktivismus eigentlich alles, was man tut, um einen Mehrwert zu schaffen. Das muss jetzt, finde ich nicht, wie ich erlebe, oftmals, dass Aktivismus so ein sehr enger Begriff ist bei vielen Leuten. Und Aktivismus ist eigentlich nur, wenn ich auf Demos gehe oder wenn ich auf irgendwelche politischen Treffen sitze oder oder.

Laura Roschewitz: Im Plenum lange diskutiere.

Lotta Faidini: Genau und sowas mache ich auch nicht, weil habe ich viele Jahre meines Lebens gemacht und ich fand, das war eigentlich immer verschwendete Zeit. Aber ja, ich glaube, wir müssen Banden bilden, wir müssen wieder mehr zusammenkommen. Und was das dann ist für einen Aktivismus. Ja, das kann ja auch. Es gibt ja auch viele Online Aktivistinnen inzwischen, die Social Media nutzen, um irgendwie ihre Message zu verbreiten. Ich glaube auch so was, dass es auch Aktivismus sein kann. Wenn du, weiß nicht, einer Freundin, die ein Kind hat, unter die Arme greifst und sagst Ey, einmal die Woche passe ich auf dein Kind auf und entlaste dich so und gebe dir dadurch wieder mehr Zeit. Für mich ist auch so was irgendwie eine Form von Aktivismus, weil es eine Aufteilung von Carearbeit ist. Und dieses festgefahrene Bild von wie leisten wir eigentlich in unserer Gesellschaft Care Arbeit und wer leistet die vor allem aufbricht? Das kann auch sein, dass du irgendwelche Seedbombs in deiner Stadt rum wirfst und damit einfach nur ein paar Blümchen wirfst. Also die kleinen Sachen, glaube ich, können es auch sein. Bis hin natürlich zu. Wir müssen uns auch wieder mehr politisch organisieren, um gegen Klimawandel und gegen Rechtsextremismus usw. aktiv zu werden. Ich glaube, wir dürfen klein anfangen. Ja.

Laura Roschewitz: Ja, es ist ja auch einfacher sich vorzustellen, dann, wenn es die kleineren Sachen sind, weil das große Ganze ja wieder, wieso wie esse ich einen Elefanten? Ja, das ist schwierig, da irgendwo anzufangen.

Lotta Faidini: Und die richtige Gruppe zu finden. Wie finde ich, die richtige Gruppe, in dem du irgendwie kleine Sachen machst und da drüber vielleicht Leute auch kennenlernst?

Laura Roschewitz: Vor allem, was ich, was ich ganz spannend finde aus dem, was du auch gerade so berichtet hast, was es für mich auch ist, ist tatsächlich ein über meine eigene Existenz und vielleicht auch meinen eigenen Bonus hinweg. Ich mache zum Beispiel. Für mich ist zum Beispiel Gärtnern aktivistisch. Also ich pflanze zum Beispiel Bäume, die werden erst Früchte tragen, wenn ich wahrscheinlich schon irgendwie nicht mehr dort lebe, wo ich gerade lebe, weil ich sehr wahrscheinlich nicht 60 Jahre an einem Ort leben werde. Aber das ist so was, was so über die eigene Existenz hinausgeht und was auch nicht direkten Mehrwert für mich hat, also zumindest nicht in diesem kapitalistischen Sinne. Also ich investiere Geld und Zeit in etwas, was für mich keinen Ertrag gibt. Vermeintlich. Wobei ich ja auch als Ertrag sehen könnte, wie sehr ich mich freue, einen Baum wachsen zu sehen oder wie mich die Vorstellung beglückt, dass jemand da irgendwann unterm Apfelbaum sitzen wird. Wer auch immer. Oder dass ich meiner Freundin, wie du gerade das Bild genannt hast, einfach geholfen habe. Das kann ja auch etwas sein. Aber ich finde, häufig ist es halt sehr geprägt in, was bringt es mir? Das ist so eine Haltung, die ich viel wahrnehme, die ich eigentlich glaube, als sehr toxisch einschätzen würde zumindest. Also es ist immer dieser schmale Grad. Ich glaube auch, dass wir alle lernen dürfen, uns Gutes zu tun und das und und wirklich zu lernen und Selbstfürsorge zu betreiben. Und ich sehe aber auch wirklich diesen Part auch mal ich weiß nicht, ob es altruistisch ist, aber etwas zu tun, einfach weil es gut ist, das zu tun, Ja, und nicht, weil ich sofort einen Bonus daraus habe. Das ist vielleicht auch so ein bisschen das Belohnungssystem, was bei uns etwas hyper stimuliert ist.

Lotta Faidini: Genau, es passt sehr gut in unsere Gesellschaft. Ich brauche direkt eine Bezahlung dafür eigentlich ja, dabei ist es so, wenn man weiß nicht, wenn ich so mit Menschen rede, die irgendwie engagiert tätig sind. So, du kriegst aus jedem Engagement ziehst du was. Also ob das jetzt ist, dass du dich um andere Menschen kümmerst oder dass du Bäume pflanzt oder irgendwelche Zettel austeilst, wo irgendwie Informationen gegen Populismus oder so drauf stehen. Du kriegst immer eigentlich auch ein sofortiges Feedback. Ich glaube, wir müssen uns da einfach nur wieder mehr für öffnen. Also diese kleinen Dinge zu auch wertzuschätzen und nicht immer gleich zu sagen okay, ich pflanze den Baum und dann habe ich nächstes Jahr Äpfel, sondern sagen, ich pflanz den Baum und dann kommt irgendwie ein Kind dran vorbei und das freut sich über den Baum und ich erfreue mich an dem Lächeln von dem Kind. Also diese, diese Kleinigkeiten vom Leben. Ja, das ist ja auch in meiner Arbeit rede ich viel über Genügsamkeit, also so ein Ding von weniger ist mehr. Und ich glaube, das dürfen wir auch im das dürfen wir für unser eigenes Leben mehr. Haben, dürfen wir für das, was wir vom Leben erwarten und von unserem Engagement vielleicht auch erwarten, die Kleinigkeiten wieder mehr wertzuschätzen.

Laura Roschewitz: Ja vielleicht auch eine Demut. Also ich nehme es manchmal auch als Demut wahr und das finde ich super spannend, weil eigentlich zeigen ja auch alle oder zumindest viele Studien und viele Expertenmeinungen, dass das das, was wir jetzt viele Jahrzehnte ja versucht haben, eben durch höheren Wohlstand und durch eine kapitalistische, erfolgreiche Umsetzung sozusagen, wir zufriedener sind. Gleichzeitig hast du aber auch gesagt und das sagt ja auch die Studienlage ganz eindeutig, dass wir einsamer sind als je zuvor gesellschaftlich, dass wir weniger verbunden sind, dass viele Menschen sich Verbindungen wünschen, dass Stellen abgebaut werden in Bereichen, wo wir eigentlich dringend Verbindungen, Berührungen usw. bräuchten. Sozialer Bereich. Und das ist eigentlich ja so, oder ich mir auch ein Umdenken wünsche in dem Bereich, dass wir halt merken, wir sind, wenn wir zurückblicken, das sagen ja auch ganz viele, fallen einem häufig doch die kleinen Momente ein, die einen so richtig erfreut haben, wo einem ja irgendwas passiert ist, was eigentlich was ganz, ganz kleines war, was einen aber irgendwie total berührt hat. Das glaube ich auch. Vielleicht magst du zum Abschluss vom Podcast. Die Zeit rennt ja immer total. Ähm, aber erzählen für Menschen, die dich vielleicht jetzt das erste Mal gehört haben, wie kann man denn mit dir arbeiten? Also in welche Form bringst du diese Überzeugung und diese Weltanschauung, die du gerade uns total schön dargestellt hast?

Lotta Faidini: Ähm, ja. Man kann eins zu eins mit mir arbeiten. Online. Oder ich lebe in Hannover. Ähm, wenn, ähm, ein Hörerinnen und Hörer in Hannover ist, dann auch in Hannover. Und sonst funktioniert meine Arbeit wirklich auch super gut online. Das ist immer eine schöne Variante. Und ähm, im Herbst Ende Herbst wird mein cozy Programm wieder starten. Das ist quasi so ein Gruppencoaching Programm geht dann über drei Monate und es geht darum, ja Cozy zu werden mit sich, sich wohlzufühlen, mit sich und darüber eben auch die eigene Resilienz zu stärken. Mit genau viel Atem, Körperarbeit und schönen Impulsen zwischendurch.

Laura Roschewitz: Das klingt sehr cozy. Vor allem für den Herbst bin ich sehr gespannt. Wir haben den Kontakt zu dir, Lotta, natürlich in die Shownotes gepackt. Da könnt ihr alles sehen und ich kann euch nur sehr empfehlen, rüberzuspringen zu Lotta, zu Instagram. Also da hole ich mir immer sehr viele nützliche Impulse, die wirklich schon. Mir geht es auch oft so, wenn ich so deine Stories und deine Sachen sehe. Das ist wirklich so, wie so ein kleiner, wohltuender Gegenpol zu vielen anderen ist. Und ich glaube, wir könnten hier noch drei Stunden weiterreden. Ich habe noch ganz, ganz viele Knoten in meinem Kopf mir gemacht, wo ich dachte, da könnten wir noch abbiegen. Oh, da können wir noch abbiegen. Also vielen Dank erst mal für deine Zeit und lass uns doch vielleicht jetzt schon mal überlegen, so in einem halben Jahr noch mal ein Zweitgespräch zu machen, weil ich glaube, da gibt es echt noch auch zu dem ganzen Thema Druck am Markt und toxisches Marketing. Also wir fallen noch ganz, ganz viele Dinge ein.

Lotta Faidini: Da fällt mir auch was zu ein.

Laura Roschewitz: Das hab ich mir schon gedacht, das weiß ich auch von dir, aber dazu machen wir da vielleicht noch mal Klappe, die zweite. Also ich danke dir erst mal für deine Zeit. Es hat mir hat mir viel Freude gemacht.

Lotta Faidini: Ja, vielen Dank für die Einladung. Die Freude war tatsächlich auch ganz meinerseits.

Laura Roschewitz: Super. Dann vielen Dank dir! Vielen Dank fürs Zuhören und wir hören uns hier bei Moin um Neun das nächste Mal nächsten Dienstag zu einer Solofolge und bis dahin springt unbedingt mal rüber zu Lotta und lass uns gerne einen Kommentar da oder ein Herzchen oder so was. Und dann sind wir sehr gespannt, wie diese Folge für dich war und teile gerne mal deine Erfahrung mit dem Thema Wie geht es dir damit? Wie lebt, wie nimmst du das wahr, das Thema aktivistisch zu sein? Wie nimmt sie das Thema Abgrenzen wahr? Also all diese Sachen, die wir gerade besprochen haben. Lass uns da in den Austausch gehen und bis dann erstmal ganz viel Freude und wir hören uns bald wieder. Ciao. Danke dir, Lotta.

Lotta Faidini: Danke, Tschüss.

Und erzähl mal:
Wie siehst Du das Ganze? Wie viel gesellschaftliches Engagement steckt in Dir, was sind Deine Orte der Verbindung und wo würdest Du gerne mehr Zeit oder Energie investieren, wenn Du mehr davon hättest bzw. Deine Ressourcen anders verteilen würdest?

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