Ready für ne starke Meinung zu den Themen Unternehmertum, Female Empowerment, Selbständigkeit und Kundenzufriedenheit? Dann MUSST du dir diesen Schnack zwischen Sam Schüller und Gretel anhören.
Sam ist Friseurunternehmerin, Coach, Speakerin und Podcast-Host. Seit 4 Jahren steht sie nicht mehr „hinterm Stuhl“, sondern führt ein – trotz Corona – wachsendes Unternehmen und bringt mittlerweile in ihrer Kopfsache Akademie anderen Dienstleister:innen bei, wie sie das macht.
Sam ist anders und damit so richtig erfolgreich. Wir sprechen darüber:
🤘🏻 warum wir uns nur mit den Rollen zufriedengeben sollten, die wir selbst für uns wählen
🤘🏻 warum es für die Selbständigkeit unerlässlich ist, eine Vision dafür zu haben
🤘🏻 warum sie es mittlerweile total feiert zu zeigen, wie erfolgreich sie mit ihrem Business ist
🤘🏻 wie unternehmerisches Denken funktioniert
🤘🏻 dass es eigentlich ganz geil ist, von anderen unterschätzt zu werden
Was für ein herrlich direkter Schnack! Hör direkt mal rein ⬇️
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Gretel: Moin Moin und willkommen zu einer neuen Folge Moin um Neun, dem Business-Schnack mit Laura und Gretel. Heute sitzt mir nicht Laura gegenüber, sondern die tolle Sam Schüller. Sie ist Friseurunternehmerin, sie ist Coach, sie ist Unternehmensberaterin, sie ist Podcast-Host, sie ist Mutter und sie ist Speakerin. Schön, dass du da bist, heute mit mir zu schnacken.
Sam: Ja, danke für die Einladung. Ich freue mich sehr, dass wir heute hier sitzen und ich bin ganz gespannt, welche Fragen du dir ausgedacht hast mir gegenüber.
Gretel: Yes, yes, yes. Naja, die erste Frage ist wahrscheinlich sehr, sehr vorausschaubar oder voraussehbar. Du hast ja deinen ersten Salon mit 21 gegründet und hattest da das Thema oder hattest da das Ziel, einfach Haare machen, habe ich gelesen. Wie kam es dazu, dass du das ja offensichtlich irgendwann über den Haufen geschmissen hast und gesagt hast, also ich möchte jetzt noch mehr als das oder anderes als das. Ich möchte unternehmerisch denken, ich möchte anderen Menschen beibringen unternehmerisch zu denken. Das fühlt sich von außen erst mal wie ein ziemlich weiter Weg an. Kannst du uns da vielleicht auf ein paar Stationen mitnehmen?
Sam: Ja, also richtig gut recherchiert, Gretel. Ich hatte tatsächlich das erste Ziel, war von mir einfach, mir einen Arbeitsplatz zu schaffen, in dem ich halt zufrieden bin, an dem ich an Kund:innen arbeite, die mir Energie schenken statt rauben. Und hatte mir das sehr einfach mit meinen 21 Jahren vorgestellt. Ich bin damals zur Bank mit einem Konzept, Work-Life-Balance und so, brauchte 40.000 Euro, hatte damals von Tuten und Blasen keine Ahnung, kam frisch von der Meisterschule und hatte irgendwie nicht so diesen Arbeitsplatz gefunden, in dem ich mich so selbst verwirklichen konnte, wollte, sollte, wollte. Und Selbstständigkeit war für mich nie ein Thema, weil ich immer dachte, ich bin zu jung, um mich jetzt an einen Platz zu binden, weil ich dachte auch, vielleicht will ich noch mal durch die Welt reisen oder so. Aber dadurch, dass es mir echt schwer fiel, einen Arbeitsplatz zu finden, dachte ich, gut, dann schaffe ich ihn mir jetzt selbst. Und wie jeder Zufall es so wollte, bin ich eines Sonntags an einem Ladenlokal bei mir um die Ecke vorbeigeschlendert und habe diesen kleinen Laden gesehen. 57 Quadratmeter. Und dann führte so eins zum anderen. Das ging alles reibungsloser, als ich das damals gedacht hatte, weil ich bin auch so ein Typ, der sagt, ich probiere es halt einfach, entweder funktioniert es, oder ich suche mir halt einen Plan B, oder ich denke mir was anderes aus. Ich hatte auch zwischenzeitlich die Gedanken nach London zu ziehen, um da mal als Friseurin zu arbeiten. Dann habe ich gearbeitet und gearbeitet und gearbeitet. Dann kam Corona und das hat alles was mit uns gemacht, ob wirtschaftlich, ob psychisch. Ich habe dann gemerkt, es war dann nach sieben Jahren Selbstständigkeit, dass ich mich so über diesen Salon definiert habe, mit meiner Arbeit, zwölf Stunden am Tag, auch über meine körperliche Erschöpfung schon herausgearbeitet habe. Und das, was dabei übrig blieb, was man auch in dieser Corona-Zeit, wo man alles mal auf Stopp gedrückt hat, gesehen hat, wo ich denke, wofür das Ganze eigentlich? Ich hatte dann mittlerweile auch zwei Mitarbeiterinnen und ich würde sagen, es lief immer gut, wir hatten immer die Plätze voll. Wir waren mittlerweile, hatten uns einen kleinen Namen aufgebaut, auch bei Social Media. Und ich dachte, ja, aber für das Ganze, und das soll ich jetzt noch 40, 50 Jahre so machen, dann wurde ich schwanger und habe dann gedacht, okay, also ich bekomme jetzt kein Kind und arbeite weiter 60, 70 Stunden am Stuhl. Und dann habe ich in meiner Schwangerschaft eine Coachingausbildung gemacht. Die war auch gar nicht mit dem Gedanken dahinter, mal selbst zu coachen, sondern um mich zu coachen, mehr wieder herauszufinden, wohin will ich sein? Ich möchte nicht mein Unternehmen sein. Ich möchte nicht mein Job sein. Ich möchte ich sein. Man möchte nur noch das machen, was mir Spaß macht. Ich hab das für mich analysiert. Das war eine Phase von zwei Jahren, da bin ich auch erstmal Mutter geworden. Und dann hab ich mich komplett rausgezogen, weil durch die Corona-Maßnahmen hatten wir nicht genügend Platz, damit vier Leute da arbeiten. Ich habe halt jemanden eingestellt, der meine Kapazitäten übernommen hatte, weil ich ja erstmal raus war. Und dann hatten wir halt keine Plätze mehr übrig, keine anderthalb Meter Abstand und dachte so gut, jetzt konzentriere ich mich eigentlich erstmal auf mein Mama sein. Das waren dann anderthalb Jahre. Und dann kamen schon Friseur:innen auf mich zu und sagten, wie machst du das eigentlich? Wie kannst du davon leben? Wie kann der Laden dich tragen? Du arbeitest ja gar nicht mehr so in dem Sinne. Und so kam eigentlich eines zum anderen, dass ich mich erst mal auch getraut habe, darüber zu reden, wie ich über die Dinge denke, wie ich die Dinge angehe und habe dann nach und nach die Menschen daran teilhaben lassen. Und dann kam ich in diesen Coaching-Bereich, was ich mir selber erst sehr lange nicht zugetraut habe, dass ich sagte, ah, okay, hier sind ja mehrere Faktoren, die wichtig sind anzusprechen. Nicht nur das Unternehmertum in der Friseurbranche, auch das Frau sein, das Frau sein als Karriere, der Feminismus dahinter und wie schwer es uns halt immer noch fällt, uns durchzusetzen und auch angesehen zu werden. Es war ein Prozess, mit Corona einen etwas härteren Cut, weil ich ihn gehen musste. Aber ich hatte immer noch die Möglichkeit gehabt, zurückzugehen. Dann habe ich gemerkt, ich mache hier aber etwas viel Wichtigeres. Ich schaffe Arbeitsplätze für meine Mitarbeitenden, die sicher sind, die finanziell sicher sind. Wir haben uns kurz nach Corona dann auch das Vielfache vergrößert. Das war natürlich auch nochmal so eine Außenwirkung, die dachte, doch wie jetzt Corona und dann alle hatten Probleme wirtschaftlich, jetzt vergrößert die sich. Ich habe eine Viertelmillionen darin investiert. Wie macht sie das? Und das war eigentlich so der Startschuss, dass ich mir selbst so getraut habe, so Sam, du hast genügend vorzuweisen, ich habe genügend Qualifikationen, ich habe mich sehr viel weitergebildet und mache das halt immer noch, dass ich sagen kann, okay, ich stehe halt für etwas und meine Referenz bleibt halt immer mein Salon. Dass ich halt sagen kann, ich ziehe das aus, was ich da tue, ob ich Fehler mache, ob ich Erfolge feiere und lasse die Menschen daran teilhaben. Und ja, jetzt stehe ich hier. Ganz einfach.
Gretel: Ja, zack, bumm, ich schnipp’s einfach. Naja, ich glaube, das, was du halt hast, was so viele nicht haben und was ich ja auch in meinem Feld als Verkäuferin oft sehe und wo ich so denke, okay, das ist das, was wir anderen Menschen einimpfen dürfen, ist so dieses Vertrauen in dich selbst und den Mut, die Klappe aufzumachen, zu sagen, ey, das ist meine Meinung, das ist das, was ich sehe, das ist das, wie ich es bewerte, ohne dass mir jemand anders gesagt hat, wie es zu bewerten wäre. Ja, also deine Reels, die sind ja immer eine Mischung aus ein bisschen komisch, weil es einfach so absurd ist. Beispiel, der eine Kunde, der sagt, er würde jetzt seine Rechnung am Ende des Monats bezahlen. Ich liebe es einfach, wie du diese Sachen so sezierst und sagst, also hör mal, es ist mir neu, dass du am Ende des Monats hier sitzen würdest und meine Überweisung machst. Aber glaubst du, dass man diesen Mut lernen kann, dieses Selbstvertrauen? Oder ist das was, was eigentlich immer schon Sam war und was einfach noch mehr nach draußen kommt, dadurch, dass du ja, dass du auch merkst, dass es halt gut angenommen wird?
Sam: Das ist eine sehr Gute Frage. Ich glaube, wir haben zu viele Menschen, die ihre Expertise weitergeben, ohne sie selber zu leben. Also wir haben ja sehr wenig Friseur-UnternehmensberaterInnen, die selber vom Auszubildenden bis zum Angestellten bis zum Chef mal durchgespielt haben. Dafür haben wir aber zu wenige, die aufgrund sehr vieler Expertisen, weil sie einfach, ob es Erfahrung ist, ob es Weiterbildungen sind, sich halt dementsprechend nicht trauen, die Dinge zu tun. Und ich habe auch, wie viele Frauen da draußen, Imposter-Syndrom nennt man das auch, immer darauf zu warten, genügend Expertise zu haben, genügend Selbstvertrauen zu haben. Man wartet immer auf einen gewissen Punkt zu kommen, endlich bereit sein, in die Außenwelt zu treten. Und bei mir war das ein ganz interessanter Prozess, weil das kam mit meinem Auto. Das hört sich immer so doof an. Aber ich habe mir ein neues Auto gekauft, das ist ein Ford Mustang GT. Ich sage das immer extra, weil es einfach triggert. Also für mich ist das nur ein Auto, das hat einen Isofix, das ist das, was für mich gezählt hat. Meine Tochter kann mitfahren. Aber es war menschlich gesehen so interessant oder soziologisch gesehen so interessant, was das an der Außenwirkung gemacht hat, weil dann war so dieses, ah, jetzt ist Sam erfolgreich. Die hat ein Auto. Hast du gesehen, was die sich gekauft hat? Und ich war vorher auch erfolgreich, habe nur nie das gezeigt, was ich mir kaufe oder was ich mir leiste, weil ich denke, das willst du ja nicht angeben. Das muss ja auch bescheiden sein. Ich möchte ja nicht anecken, nicht, dass die Leute noch denken, ich habe es nicht nötig. Und dann habe ich irgendwann gesehen, weil ich habe ja auch ein Verständnis für Marketing, da muss ich rein. Genau da muss ich rein. Ich muss eigentlich noch mehr zeigen, was ich habe, wer ich bin, lauter sein, damit ich auffalle. Und erst seitdem bin ich auch bei Social Media erfolgreich, weil ich dann nicht mehr Teile von mir versuche zu verstecken, weil ich dann Angst habe, es könnte irgendwie falsch aufgefasst werden oder falsch interpretiert werden, sondern jetzt habe ich gesehen, ich muss immer dann in diesen Bienenstock stechen, damit ich darauf aufmerksam mache und muss natürlich auch mit Gegenwind rechnen, aber ich habe auch in den letzten Jahren finde ich, mich sehr persönlich weiterentwickelt, dass es wenig was über mich macht, weil das Wichtigste, was jemand über mich denken kann, ist das, was ich über mich selber denke. Und gerade wenn es das Thema Selbstvertrauen geht, kann ich da nur jedem raten, der jetzt sagt, okay, bei mir liegt es so ein bisschen an dem Selbstvertrauen. Fake it till you make it. Selbstvertrauen ist wie ein Muskel, was wir trainieren können. Wir müssen uns immer wieder in Situationen bringen, wo das gefordert wird. Und dann wird es einfacher, einfacher, einfacher. Das ist natürlich erst mal unangenehm und tut weh, aber das ist das Unbehagen, was uns zeigt, in welche Richtung wir eigentlich müssen.
Gretel: Ja, ja, absolut. Also dieses Fake it till you make it. Und auch da wieder ist ja so eine Parallele zwischen unseren beiden Bereichen. Oder wir sind ja gar nicht so weit auseinander. So dieses Ding von, ja, und dann erlebt doch einfach mal, dass nichts Schlimmes passiert. Also dieser Klassiker auch. Uns können irgendwie 20 Leute sagen, wie toll wir sind. Und dann kommt der eine um die Ecke, der dir ans Bein pissen will. Und das ist das, worauf du deine Energie lenkst. Und denkst dir dann so, ja, scheiße, den muss ich auch noch glücklich machen. Nein, musst du nicht, solltest du auch gar nicht versuchen, weil’s gar nichts bringt. Irgendwelche Leute, die mit sich selber irgendwelche Sorgen, Probleme haben oder unzufrieden sind, die zu bekehren, wird halt einfach nicht funktionieren.
Sam: Ja und die Frage auch immer, warum interessiert es überhaupt, was andere über mich denken könnten? Also es ist doch, man sollte in seinem eigenen Kopf leben und sich einen Safe Place darin bieten, indem man halt auch guckt, wie denkt man eigentlich zu sich selbst, wie redet man, was traut man sich zu, warum traut man sich das nicht zu. Und das ist, glaube ich, am Ende, was die Streu vom Weizen trennt, weil die Menschen, die bereit sind, sich mit sich selbst auseinanderzuentwickeln, können immer Erfolg mit Substanz aufbauen. Das sind nicht die Alltagsfliegen, die unbedingt Fame haben wollen, die wichtig sein wollen. Wir haben zu viele Leute, die wichtig sein wollen, ohne etwas Wichtiges zu sagen. Und die Menschen, die viel Wichtiges zu sagen haben, trauen sich dann nicht. Und das muss sich ein bisschen umdrehen, finde ich.
Gretel: Ja, ich mag auch deine Definition von Feminismus sehr.
Sam: Was ist denn meine Definition von Feminismus?
Gretel: Soll ich sie dir sagen?
Sam: Ja, erzähl mal.
Gretel: Naja, das war ein Teil zumindest, den du sagst, wo du sagst, ey, Feminismus bedeutet halt auch, dass wir uns unsere Rolle selber aussuchen, die wir gerne hätten und dass wir nicht in irgendwelchen Rollen leben oder irgendwelche Rollen versuchen zu erfüllen, weil, auch wieder tolles Reel von dir, man ist sowieso, man ist zu dünn, man ist zu dick, man ist zu erfolgreich, zu wenig erfolgreich, man ist zu sehr fürs Kind da, man ist zu wenig fürs Kind da. Also wir können es einfach da draußen nicht allen recht machen und das sollten wir halt auch nicht versuchen, sondern es geht darum, die Bewertung mal auszuschalten und zu gucken, welche Rollen wollen wir denn eigentlich ausfüllen. Also so habe ich es zumindest verstanden.
Sam: Das hast du sehr gut interpretiert. Genauso ist das. Also es geht bei Feminismus Gleichberechtigung und Chancengleichheit, natürlich, ob jetzt politisch oder gesellschaftlich. Aber tendenziell geht es darum, die Freiheit zu haben, sich seine Rollen selber so zu bilden. Und auch sich immer mal zu hinterfragen, treffe ich die Entscheidungen, die ich für mein Leben entscheide, jetzt eigentlich, damit andere das gut finden, dass ich das so entscheide, oder weil es sich für mich gut anfühlt. Und es ist egal, welche Rolle, ob es die Hausmutter ist, die sich bewusst für auch so ein Kind entscheidet. Es ist halt das Bewertungsfreie dahinter, dass man das bewusst für sich entscheidet und nicht meint, man muss es halt so tun, Das sind zwei unterschiedliche Dinge.
Gretel: Und sag mal, du hast auch gesagt, okay, wenn ich mich selbstständig mache, sollte ich als erstes mal eine Vision haben, wo ich hin will. Ich glaube, dass es da für viele schon schwer wird, oder? Also dieses Ding von, wie groß darf ich eigentlich denken, was kann ich eigentlich schaffen, was möchte ich eigentlich? Hast du da irgendwie so eine Hilfestellung oder wie hilfst du Menschen groß zu denken? Weil du bist ja auch nicht nur in dem ganzen Friseurbereich, sag ich mal, Profi und Expertin, sondern mittlerweile auch Unternehmensberaterin, Mentorin, Coach für Menschen in anderen Dienstleistungsbranchen. Und ich gehe davon aus, dass dir diese Probleme, diese Herausforderungen groß zu denken, sich selber richtig ernst zu nehmen, öfter über den Weg läuft. Wie gehst du daran?
Sam: Definitiv. Also ich mache ja dann auch viel Mindset-Arbeit bis zu einem gewissen Grad, wo ich dann denke, jetzt bin ich vielleicht nicht mehr so professionell genug. Aber es ist immer die erste Frage nach dem großen Traum, wovon man träumt. Und Träume sind super unterschiedlich. Und ich habe jetzt durch sehr viele Coachings, die ich geben durfte, immer festgestellt, mein Gott, die Träume sind so bescheiden, so bescheiden. Ich sage dann immer mal, das ist um die Ecke, ob wir davon reden, dass sich ein Unternehmer wünscht, drei Monate im Jahr remote zu arbeiten, von einer Finca aus Mallorca. Das sind so Träume. Diese eigene Bescheidenheit dahinter zu sehen, ist eine Sache. Und dann aber auch vielleicht zu erkennen, so groß ist das nicht und so weit ist das nicht weg. Und dieses permanente hinterfragen, was macht mich eigentlich zufrieden im Leben, was macht mich eigentlich glücklich im Leben. Es muss und es ist auch meistens nie die Weltherrschaft oder Kanzleramt, sondern kleine Dinge im Leben, ob es eine Weltreise ist, ob es, weiß ich nicht, finanzielle Unabhängigkeit ist. Wenn wir ein Ziel haben, können wir doch eine Strategie entwickeln, zu sagen, okay, habe ich alle Mittel und Wege und oder Qualifikationen, mein Ziel zu erreichen? Also wenn es zum Beispiel eine Weltreise ist als Unternehmerin, weil wir alle Mittel und Wege zur Verfügung haben, zu sagen, okay, ich möchte eine Weltreise machen, wie viel Geld bräuchte ich, wie müsste sich der Laden tragen, so kann ich doch ins lösungsorientierte Denken gehen. Deswegen sage ich, es gibt keinen Traum, den man nicht umsetzen kann, wenn es natürlich im realistischen Bereich ist. Und deswegen gerade auch, muss ich noch mal auf das Thema Frauen eingehen, die trauen sich einfach zu wenig zu. Auch einfach aufgrund von Angst vor einer Außenwirkung, Angst vor Gegenwind. Und da versuche ich immer ganz arg zu pushen, zu sagen, mach das einfach. Wir reden hier von Frauen, die sich nicht trauen, ihre Louis Vuitton Tasche im Dorf zu tragen, weil die Leute dann denken, sie haben es nicht mehr nötig. Oder lieber mit einem anderen Auto vorfahren, wo ich denke, da würden sich Männer nie darüber Gedanken machen, sich dieses Potenzial aus seinem Leben rauszuholen. Für die, die es wollen. Und es geht nämlich nicht darum, auch das wird oft viel interpretiert um Unzufriedenheit. Ich bin auch nicht unzufrieden jetzt mit meinem Bankkonto oder mit meinem Leben, aber trotzdem möchte ich mehr. Das hat nichts mit Unzufriedenheit zu tun. Und es gibt die Menschen, die nach mehr streben und die, die da bleiben, wo sie sind. Leider sind es auch meistens die, die gerne sich über Dinge beklagen, die sie selber ändern können. Aber niemand kann irgendetwas für deine Situation, in der du heute bist. Wir haben es alle selbst in der Hand. Und da möchte ich immer so ein bisschen daran appellieren zu sagen, setz dir ein Ziel, guck, dass dieses Ziel zu dir passt, zu deinen Werten, zu deinen Persönlichkeiten und dann kannst du eine Strategie dahingehend entwickeln. Und das sind ja keine Ziele, die nächste Woche erreicht werden müssen, aber so drei, vier, fünf Jahre. Wie soll das Leben mal in 40 Jahren aussehen? Wo will man mal aussteigen? Also ich frage auch viel, so was ist denn am Ende deiner Selbstständigkeit? Ja, wie? Kippst du irgendwann im Laden um und dann lebst du von 1500 Euro oder wie? Wie stellst du dir auch mal deinen Ausstieg vor? Ich möchte nicht mehr so lange arbeiten, bin ich ganz ehrlich. Ich möchte früh in die Rente gehen, dann möchte ich mein Leben leben, ich möchte passives Einkommen haben. Ich sage ja auch immer gerne, ich bin in fünf Jahren Millionärin. Ich glaube mittlerweile, ich schaffe es auch in vier. Und ich sage das extra so provokant, damit die Leute genauer hingucken, zu denken, was erlaubt die sich eigentlich? Wobei ich denke, ja, das sagt sehr viel über dich aus, dass du das jetzt gerade über mich denkst. Aber was stört es dich, dass ich mir zutraue Millionärin werden zu können, wenn ich es will?
Gretel: Ja, und ich bin da, also bin ich wieder komplett bei dir. Ich habe auch, also nun komme ich aus einem verkäuferischen Hintergrund und als ich mich selbstständig gemacht habe, habe ich halt gesagt, Leute, wenn ich keine 100.000 Euro Umsatz im ersten Jahr mache, dann kann ich es auch lassen. Ja, dann kann ich mich auch für 30 Stunden irgendwo anstellen lassen und habe den ganzen Hartel drumherum nicht. Also irgendwie wirtschaftlicher Erfolg, finanzielle Unabhängigkeit braucht es einfach. Und gleichzeitig, ich bin jetzt auch erst im vierten Jahr der Selbstständigkeit, sehe ich so viele, die immer noch genau das gleiche machen wie vor vier Jahren. Und ich denke mir so, Leute, bewegt euch doch bitte. Was du auch sagst, dieses unternehmerische Denken, dieses, ja, wozu mache ich das hier eigentlich? Da wird dann irgendwie Content rausgehauen ohne Ende und bloß aber nicht anecken, bloß irgendwie das ganze Expertenwissen raushauen und du denkst dir so, ja, aber das zahlt deine Rechnung am Ende des Monats auch nicht. Das macht mich richtig, richtig fuchsig, weil ich mir so denke, ey, das kann doch nicht sein. So viele gut ausgebildete Menschen und in meinem Umfeld tatsächlich ja vor allem Frauen, die dann an solchen Grenzen scheitern oder sich selber Sachen nicht zutrauen oder wo wir wirklich auch immer gucken, so unternehmerisch gedacht und diese Unterscheidung machst du ja auch sehr klar, unternehmerisch macht das hier gerade keinen Sinn. Auf persönlicher Ebene kann ich das total verstehen, aber unternehmerisch so und so und so. Wie machst du das oder kriegst du das auch irgendwie hin, dieses unternehmerische Denken an deine Mitarbeitenden weiterzugeben, dass die also auch auf Situationen eher unternehmerisch denken oder liegt da noch viel Last auf deinen Schultern?
Sam: Ich habe halt Rahmenbedingungen geschaffen, indem sie halt Erwartungen zu erfüllen haben. Das sind halt die Rahmenbedingungen, am Ende des Monats das Gehalt zu bekommen. Aber ich kann von meinen Mitarbeitenden auf gar keinen Fall verlangen, unternehmerisch zu denken, weil sonst wären sie keine Mitarbeitenden. Also auch da sucht sich ein Mensch ja eine Angestelltenstelle aus, bewusst, vielleicht auch erst mal für eine Zeit, um sich dann selbstständig zu machen. Aber erst mal ist es ja eine gewisse Rolle, die erfüllt werden muss. Und auch da müssen wir uns auch von unseren Erwartungen mal frei machen. Weil die Leute, die dann von alleine noch mitdenken, ja, die verdienen besonders viel Aufmerksamkeit und verdienen eventuell auch dadurch mehr Geld in deinem Unternehmen, damit sie bleiben, aber sind ja eigentlich Führungspersonen. Also man muss ja auch selektieren, was für ein Mensch, was für Menschen habe ich da in meinem Unternehmen und da sind wir wieder auch wieder so ein bisschen bei dem Zweck dahinter, warum ich selbstständig bin, mit meiner Vision, mit meinen Träumen. MitarbeiterInnen, blöd gesagt, das meine ich nicht so delegierend, wie sich das anhört, sind die Mittel zu deinem Zweck. Und wenn du ein fairer Chef bist, dann nimmst du sie mit hin zu diesem Zweck und bindest sie darin ein. Aber tendenziell schafft man jetzt erst mal nur einen Arbeitsplatz. Das ist für den Mitarbeitenden jetzt nicht so wichtig, wie umgekehrt für UnternehmenInnen Arbeitsplätze zu füllen. Da muss man einfach die Grenze ziehen und auch wieder die persönliche Abgrenzung, da nicht zu viel zu erwarten. Guck, dass die ihren Job machen, guck, dass es ihnen gut geht, guck, dass du zufriedene Leute in deinem Salon dann stehen hast oder in deinem Betrieb und kümmer dich um deine Mitarbeitenden gut, denn die kümmern sich deine Kundinnen gut. Aber jetzt zu verlangen, dass die nochmal
die Ecke denken, wirtschaftlich mitdenken, unternehmerisch mitdenken, das ist nicht in dem normalen Mitarbeitenden drin und das ist auch vollkommen in Ordnung, finde ich. Und dadurch, dass ich Rahmenbedingungen geschaffen habe, ich bin die Unternehmerin da, natürlich lastet das auf meinen Schultern. Das ist eine bewusste Geschichte und das sollte uns auch allen bewusst sein. Obwohl ich jetzt an der Spitze ja mittlerweile auch zwei ganz tolle Mitarbeiterinnen habe, wo ich auch das Gefühl habe, ich muss nicht mehr alles alleine organisieren, mitdenken, Probleme behandeln. Die haben dann nochmal eine ganz andere Sicht drauf. Ich muss nicht mehr alleine in Verhandlungen sitzen, wenn es um Vertriebe oder so geht. Das ist schon angenehm. Also das ist ein großer Luxus, den ich sehr, sehr genieße, weil ich das Gefühl habe, ich stehe nicht mehr alleine da oben.
Gretel: Und sag mal, du hast auch vor einiger Zeit immer so eine Umfrage gemacht, was, also und da ist viel natürlich auf den Friseurberuf bezogen, aber was so die Probleme sind und hat das dann mal so geklastert. Eins der Probleme war zum Beispiel Personalmangel und das höre ich wirklich auch in ganz vielen unterschiedlichen Branchen, oh es ist so schwer vernünftige Menschen zu finden, vernünftiges Personal zu finden. Und nun ist es bei dir ja so, du sagst auch aufgrund deines Brandings, aufgrund der ganzen Außenwirkungen und so weiter, du hast das Problem nicht. Zu dir kommen selbst Leute, die ihre Selbstständigkeit aufgeben oder die nach Düsseldorf ziehen oder was auch immer und ich frage mich so ein bisschen hast du auch so ein Ding von dass du sagst ja damit haben alle ein Problem ich zeige euch dass das gar kein Problem ist. Also weißt du, weil ich also ich finde das ist halt schon so eine krasse Kompetenz auch zu sagen okay ich bewundere das Problem nicht, oder ich join da so in, in dieses, oh Gott, das ist alles so schlimm, sondern ich sorge dafür, dass es einfach gar kein Problem ist. Und dann, und das finde ich halt auch so krass, dann gehe ich auch noch raus und sage, ist für euch alle ein Problem, für mich nicht. Das sind am Ende so viele unterschiedliche Aspekte an diesem Post, wo ich echt so dachte, geil. Also bist du dann, ich weiß gar nicht, ob ich die Frage richtig finde, aber sprichst du dann einfach so krass deine Wahrheit aus oder machst du das mit Absicht, auch um zu provozieren? Was steckt dahinter?
Sam: Es ist einfach, also das ist noch mal ganz kurz, das mache ich gleich, das ist einfach ein Fakt, also es ist immer ganz komisch, wenn man die Einzige in einem Raum ist, die die Dinge anders sehen und sich jeder so im Leid suhlt. Das ist ähnlich wie, wenn ich, weiß ich nicht, auf Fortbildung bin oder meine Referentenjobs habe und dann bearbeite ich ja viel mit FriseurInnen zusammen, die dann gerade Samstags noch gearbeitet haben, dann zu diesem Vortrag gehen und total abgehetzt sind und dann sagen, ich hatte so einen stressigen Tag die letzte Kundin, bla bla bla, und dann stehst du die Einzigen und sagst, nee, ich hab heute ausgeschlafen, mit meiner Familie, war noch bummeln und bin dann hier hingefahren. Das ist halt immer unangenehm, die Einzige im Raum zu sein, die das anders sieht, die anders denkt oder das anders lebt. Ich hatte ja noch nie Probleme, Mitarbeiter zu finden. Und ich dachte noch nie, dass das ein Thema war, bis alle anderen sich darüber beschwert haben, dass es kein Personal zu finden ist. Und ich dachte so, komisch, das klappt ja nicht so. Und dann bin ich dem natürlich auch, natürlich kriege ich das mit, was in vielen Branchen passiert, dass der Mangel an qualifizierten Personal einfach da ist. Das ist Fakt, das weiß ich. Deswegen auch da noch mal auf die Geschichte, die du gerade erzählt hast von deinen Kolleginnen, die sehr viel Expertise haben, aber zum Beispiel keine Persönlichkeit zeigen. Und da haben wir es halt wieder. Du kannst der qualifizierteste Friseur sein auf der Welt oder der Verkäufer oder sonst was, aber die Menschen fühlen sich von Menschen angesprochen, nicht nur von einem Produkt. Und weil wir am Ende DienstleisterInnen sind, müssen wir auch einen Teil unserer Persönlichkeit verkaufen. Die Persönlichkeit des Unternehmens, ein Konzept mit Kernwerten. Und umso mehr ich getraut habe, da aus mir heraus zu gehen und zu zeigen, wer ich bin, ganz authentisch mit meinen Ecken und Kanten, habe ich ein gutes Sieb geschaffen, dass sich die Leute von mir angesprochen fühlen, die bei mir arbeiten wollen. Ich habe alleine letztes Jahr acht Initiativbewerbungen bekommen. Drei von Nichtfriseurinnen, Branchenfremd brauchst du einen Feelgood-Manager, Sam, oder brauchst du hier Unterstützung? Ich kann Bürowesen machen und Homeoffice und bla bla bla. Aber ich würde gerne alle einstellen, aber auch da fehlt mir einfach noch das wirtschaftliche Feedback dahinter. Und ich habe jetzt aufgrund eines einfachen Posts, den ich bei mir auf der Seite gepostet habe, in den Insta-Stories, vier Bewerbungen bekommen. Drei sehr vielversprechende und eine Mitarbeiterin werde ich Mitte des Jahres wieder einstellen. Und ich habe immer nette Bewerbungsgespräche, weil ich sehe, die sind bei mir im Flow. Die sind mir zugewandt. Die wissen so ein bisschen, worauf sie sich einlassen. Natürlich brauchen die noch das Feedback, ob ich wirklich jetzt so bin, wie ich mich da so verkaufe. Das ist ja auch richtig, dass ich wirklich authentisch bin. Aber dadurch, dass mein Kernwert Authentizität ist, kann mir ja nichts passieren. Also ich weiß, dass ich mich oft verspreche. Ich weiß, dass ich Probleme hier und da mit dem Gendern habe. Und dass ich auch manchmal mich verhaspel. Und das ist aber, ich bin mir selbst bewusst. Das ist ja Selbstbewusstsein. Und ich entwickle mich immer noch weiter. Ich werde mich in zehn Jahren noch weiterentwickeln. Ich bin immer noch nicht da, wo ich gerne wäre. Und das anzuerkennen und zu akzeptieren, macht mich selbstbewusst, weil ich weiß, mir kann nichts passieren. Ich bin so, wie ich bin. Man kann doch eigentlich immer nur Angst haben, dass einem was passiert, wenn man vorgibt, was anderes zu sein, und man hat Angst, dass das aufgedeckt wird. Das ist doch das Einzige, was es schwierig macht, finde ich. Deswegen mache ich mir die Mühe gar nicht und sage, gut, hier bin ich mit allen Ecken und Kanten. Und dann kannst du dir halt überlegen, ob du mit mir zusammenarbeiten möchtest.
Gretel: Ja, da finde ich, also wir haben jetzt auch gerade wieder jemanden neu eingestellt und die Bewerbungsgespräche oder die Gespräche gingen wirklich so los, ey guck mal, wir wollen gucken und sehen, ob es passt, du willst sehen, ob es passt, wir sind ein kleines Team, gar kein Bock hier von irgendwem irgendwas vorzuspielen, wir müssen danach miteinander klarkommen, also lasst mal transparent sein, wir sagen hier gerne auch Titten auf den Tisch, also wirklich einfach so gucken, was du willst, was wir brauchen, was wir zahlen können. Auch große Verhandlungen müssen da eigentlich, finde ich, immer gar nicht sein, weil es ist so, wir zahlen gut für Arbeit, du willst gut bezahlt werden, wir gucken, was wir uns leisten können. Also ich finde, das ist halt auch so eine neue Art, die auch Wertschätzung und Respekt und Augenhöhe ausdrückt. Zu sagen, wir wollen dich hier nicht über den Tisch ziehen und du uns auch nicht. Ich finde diese Ehrlichkeit und Authentizität, wie du sagst, voll wichtig.
Sam: Erwartungsmanagement. Das erwarte ich von dir. Was erwartest du von mir, sich auch mal in die Position zu bringen, auch als UnternehmerIn. Was erwartest du von mir? Und dann zu gucken, wie können wir da eine Basis finden für uns beide? Also es ist eigentlich ganz normales Erwartungsmanagement.
Gretel: Ja, ist voll easy.
Sam: Ja, eigentlich schon. Ohne mal sein Ego daraus zu nehmen und seine exorbitanten Erwartungen, sondern ich gebe dir das, was kannst du mir geben, wie kommen wir da auf einen Nenner. Also eigentlich recht einfach, wenn wir unserer Emotionalität mal dessen bewusst sind, die besser abzugrenzen. Das ist, glaube ich, auch ein großes Thema.
Gretel: Ja, absolut. Und dann ist ja noch das Thema Loslassen auch ein großes Thema für viele. So dieses, in deinem Fall vielleicht oder beim Friseurhandwerk vielleicht, so dieses, okay, jetzt habe ich ja aber die Kunden hier und jetzt der Spatz in der Hand. Ich kann ja nicht die Taube da auf den Dach wollen, weil du ja auch zum Beispiel klar sagst, naja, wenn wir uns die Kapazitäten und so weiter angucken, vielleicht geht es auch in Richtung Preise erhöhen. Das habe ich auch sehr, sehr regelmäßig bei meinen Kunden. Und da kommen natürlich Ängste. Was, wenn keiner mehr kommt? Was, wenn dies? Was, wenn ich am Ende des Monats gar keine Rechnung mehr bezahlen kann? Also so diese Loslassen von Sachen, die uns eigentlich auch nicht dienen oder nicht mehr dienen, ist ja verdammt schwer.
Sam: Ich würde sagen, ich bin ein Mensch mit einem gesunden Fatalismus, habe ich gelernt. Also Fatalismus bedeutet halt, die Dinge zu akzeptieren, die man nicht ändern kann. Und deswegen bin ich da immer ganz gut drin. Wenn die Kapazität, also ich kann für mich selektieren, was kann ich ändern und was kann ich nicht ändern? An der wirtschaftlichen Krise kann ich jetzt gerade wenig ändern, aber ich kann ja gucken, was läuft denn gut, wie kann ich es noch besser machen? Das ist halt die Arbeit am Unternehmen. Wenn ich halt gucke, okay, wir haben auch einen Rückgang der Kundinnen, weil die einfach ihre Termine auseinanderziehen, die Qualität stimmt, ich hol mir Feedback, ich guck mir vorher und nachher Bilder an, also geh auf Lösungssuche oder Problemsuche. Das und das und das kann schon mal nicht sein. Meine Leute sind zufrieden, die machen eine gute Arbeit am Kunden und die Kundenfeedback sind auch super, also kann es daran ja schon mal nicht scheitern. Und dann suche ich, ich suche nach Lösungen. Wir werden jetzt unsere Öffnungszeiten zum Beispiel anpassen, weil wir dann gemerkt haben, unsere Neukundinnen, die zu uns wollen, da ist halt ein letzter Balayage-Termin, also wir stehen ja für Balayage, große Haarfarben, werden so 15, 16 Uhr, das ist schon sehr früh. So, unsere Stammkunden wissen, dass es sich lohnt für uns, Überstunden freizunehmen oder mal im Homeoffice zu kommen, aber Neukunden wissen das natürlich noch nicht. Also werden wir jetzt unsere Arbeitszeiten etwas versetzen nach unten, damit die Leute auch noch die Möglichkeit haben, nach der Öffnungszeit zu kommen. Also am Ende gewinnt der flexible Unternehmende, weil wirtschaftliche Dinge werden sich, also äußere Faktoren werden sich immer ändern, an denen wir nichts ändern können. Wir können aber ändern, wie wir damit umgehen. Und die Menschen, die sagen, jetzt habe ich aber jetzt schon seit 40 Jahren so gemacht, werden auf lange Zeit auf der Strecke bleiben. Definitiv, weil ich kann auch sagen, hey, vor vier Jahren, vor fünf Jahren konnten wir uns vor Terminen nicht retten. Da konnte ich schnipsen, wir hatten dreizehn Kunden wieder im Plan. Da kann ich ja nicht bei der Philosophie bleiben, die ich vor fünf Jahren gefahren habe, sondern ich muss mir eine neue Philosophie ausdenken und gucken, was läuft gut, wie kann ich es ausbauen, was läuft nicht gut und was kann ich ändern. Lösungsorientiertes Denken anstatt im Schneckenhaus zurück und zu sagen, oh Gott, es verändert sich und es ist irgendwas anders. Und jetzt beschweren wir uns alle nochmal über die Steuern, über alles Mögliche, aber es bringt ja nichts, sich zu beschweren. Es bringt die aktive Zeit, sich an seinen verdammten Schreibtisch zu setzen, mal aufzulisten, was will ich, was will ich nicht mehr, was läuft gut, was läuft schlecht. So, und was habe ich alles in der Hand, damit ich was ändern kann. Weil wir haben viel mehr in der Hand als wir meinen.
Gretel: Sag mal, du guckst ja schon immer ganzheitlich drauf, also dass deine Kundinnen zufrieden sind, dass deine Mitarbeitenden zufrieden sind, dass es dir gut geht. Wie machst du das, wenn du jetzt, wie du gerade festgestellt hast, oh wir stellen fest, damit gerade neue KundInnen zu uns kommen, müssen wir die Öffnungszeiten nach hinten verlegen, finden Mitarbeiter vielleicht nicht so prickelnd. Wie gehst du mit solchen Sachen um? Suchst du Zusammenlösungen mit dem Team? Ist es eine Demokratie? Wie gehst du davor? Oder sagst du, das muss jetzt einfach sein? Da müssen wir durch.
Sam: Ich könnte mich auch nicht davon freimachen. Ich bin ja auch nur ein Mensch, wo ich denke, okay, jetzt, weil ich habe es meinen Leuten schon sehr, sehr bequem gemacht die letzten zwei Jahre und war vielleicht auch ein Fehler, weil ein Schritt zurück ist immer unbequemer. Lieber langsam rantasten, so bis 18 Uhr arbeiten, vier Tage pro Woche, einfach bitte keinen Stress. So, jetzt müssen wir uns aber wieder den Gegebenheiten anpassen. Das heißt, wir müssen wieder vielleicht unangenehmere Entscheidungen treffen. Aber wir leben in einer Demokratie, definitiv. Aber am Ende wollen meine Mitarbeitenden ja auch mehr Gehalt haben. Die wollen auch am Ende des Jahres ein 13. Gehalt haben. Und ich kann das ja nur garantieren und meine Versprechen halten, wenn alle mitziehen. Also am Ende bin ich der Kapitän. Ich beziehe alle mit ein. Ich argumentiere das auch, dass ich im besten Fall Verständnis bekomme. Ich erwarte es nicht, aber ich möchte ja schon, dass man das irgendwie nachvollziehen kann. Und so habe ich das halt auch gesagt. Wir sind da schon länger in Kommunikation. Es ist nicht so, dass ich morgen im Salon stehe und sage, so ist das jetzt, sondern folgendes beobachte ich, wenn das jetzt bis da und da nicht besser ist, müssen wir die Öffnungszeiten anpassen. Und so habe ich auch da tatsächlich gar kein schlechtes Feedback bisher bekommen. Wir machen das ab 1.4. Es wird wieder eine Umgewöhnung sein. Alles, was man neu integriert, braucht immer ja so ein bisschen, bis sich das so einlebt. Aber wir reden jetzt auch nicht von bis 22 Uhr arbeiten. Wir reden hier von einer Stunde länger und später anfangen. Da hat man den Vormittag. Und es wird eine Umstellung sein, die jetzt sich im kleinen Rahmen betreffen. Und man müsste halt tatsächlich weitere Schritte gehen, würde ich jetzt sagen. Das würde gar nicht helfen. Da muss man wieder in einem halben Jahr gucken. Wie verändert sich der Markt? Tut sich was in der Fülle des Terminplans? Wie können wir uns da noch mal anders anpassen? Und dann müsste man nächste Schritte gehen. Wie ist denn die Alternative, dass die Terminpläne leer bleibt, die Menschen keine Perspektive auf mehr Gehalt haben und oder Arbeitsstellen abgeschrieben werden? Also das muss man den Menschen ja auch mal vorhalten. Was ist die Alternative für den Luxus? Ihr habt ja immer nur Luxus, sind immer nur 32 Stunden am Kunden in der Woche. Also bevor ich da wieder die Eröffnungszeiten länger machen würde, versuche ich doch in dem Rahmen, den ich jetzt gesetzt habe, alles noch rauszuholen.
Gretel: Ja, ja, absolut. Jetzt hast du uns schon richtig viel erzählt, richtig viel Input gegeben und Ich sehe es ja auch und es steht ja auch auf deiner Website, dass du ja nicht nur für das Friseurhandwerk berätst, sondern branchenübergreifend, vor allem für Dienstleisterinnen, wenn ich es richtig verstanden habe. Gib uns doch nochmal einen kurzen Einblick, Wie kann man mit dir arbeiten, wenn man von dir lernen möchte? Was gibt es da für Möglichkeiten?
Sam: Wir arbeiten jetzt gerade an einem ganz tollen Online-Campus. Ich habe ja die selbstbestimmte Unternehmensmethode für mich entwickelt. Das sind fünf Hauptthemen, die für mich sinnvoll sind, wenn man mal ein Unternehmen haben möchte, welches einen nicht in dieses Hamsterrad der Selbst und Ständigen reinziehen möchte. Es geht nicht darum zu sagen, wie jetzt ich, ich will gar nicht mehr am Stuhl arbeiten, sondern ich möchte, dass jeder die Möglichkeit hat, aus dem ich möchte am Stuhl arbeiten, wenn ich am Stuhl arbeiten möchte. Und nicht, weil ich muss, weil der Umsatz auf meinen Schultern liegt, weil ich der beste Angestellte bin in meinem eigenen Unternehmen. Das hat man halt oft. Und das geht dienstleistungsübergreifend für jeden, der Zeit gegen Geld tauscht. Ich kann das nicht für Produkte machen, dafür reichen meine Kenntnisse nicht, aber für jeden, ob es KosmetikerInnen sind. Ich hatte selbst hier auch schon Psychologen, die sich selbstständig gemacht haben mit einer eigenen Praxis. Also jeder, der nach Terminzeit gegen Geld tauscht. Und das sind fünf Hauptthemen. Das ist das große Thema Mindset, was wir jetzt gerade auch nochmal darüber gesprochen haben. Warum habe ich mich eigentlich selbstständig gemacht? Was macht mich eigentlich zufrieden im Leben? Wer bin ich eigentlich? Was mache ich hier? Das packen wir dann in ein unternehmerisches Konzept, damit wir immer wissen, welchen Weg fahren wir? Was passt zu meinem Konzept? Wie will ich an die Außenwelt treten? Das ist diese DNA des Unternehmens, die wir darauf hinsetzen. Dadurch, dass wir DienstleisterInnen sind, wird unsere Persönlichkeit immer eine Rolle spielen. Weil, ich sage immer gerne hier, Coca-Cola zum Beispiel interessiert es nicht, wer Mr. Coca-Cola ist, sondern wenn ich aber Haare mir machen lassen möchte, interessiert es mich schon, welcher Mensch dahinter ist. In diesem Konzept ist auch die einfachste Kalkulation der Welt mit den einfachen Möglichkeiten, wirklich auch auszurechnen, was bräuchte ich für meine Weltreise, was bräuchte ich in der Stunde, wenn ich selbst nicht mehr im Unternehmen arbeiten möchte. Das packen wir dann in interne Systeme und Abläufe, dass jeder immer weiß, wann wie was zu tun ist, damit das Telefon nicht klingelt, wenn man mal im Urlaub ist und solche Geschichten. Wir kennen es alle. Dann kommt das Thema Marketing, Grundsachen im Marketingbereich. Wie verkaufe ich mich? Ob Story, Reels, Videocontent, großes Thema gerade. Und dann gehen wir zum Schluss auf die Mitarbeiterführung ein. Kommunikation, gerade auch Delegieren, wie mache ich Arbeitseinweisungen, wie kann ich klar kommunizieren. Auch Kündigungen sind auch dabei, aber auch Mitarbeitermotivation, Gehälter kalkulieren, auch ein wichtiges Thema und fördern und fordern. Und das habe ich jetzt im Zuge eines Mentorships gemacht, wo ich die Leute sechs Monate begleite und coache. Also alles, was ich coache, ist aufgrund dieser Methode, die ich da entwickelt habe. Das ist das, was ich rauf und runter erzähle. Weil die Mentorships aber so viel wurden, was ganz toll ist. Ich mich aber dann dabei wiederentdeckt habe, dass ich jetzt, wo ich anderen Leuten erzähle, wie das Unternehmertum funktioniert, ich selber keine Zeit mehr habe, meine zwei Unternehmen mittlerweile zu führen, müssen wir das irgendwie automatisieren. Und das packen wir jetzt in einen Online-Kurs. Das heißt, jeder Dienstleistende kann sich dann einen Zugang kaufen und das in einer gewissen Zeit wie ein kleines Studium absolvieren. Und darüber hinaus gibt es Coaching über meine Instagram-Seite Samantha Schüller selbst zu buchen. Die kommen jetzt alle vier Wochen immer online, die Coaching-Termine, damit ich ein bisschen besser planen kann. Sonst mache ich auch Social-Media-Beratung und für die, die es wollen, halt auch Salon-Coachings. Das ich halt einen Salon-Check mache oder einen Unternehmens-Check, dass ich einen Tag mit den Unternehmenden verbringe, zu gucken, was kann man effizienter gestalten, was nicht, dann die ganzen Salon- oder diesen ganzen Betrieb zu schulen, wenn es um neue Konzepte zum Beispiel geht. Das sind mittlerweile die Möglichkeiten. Dann habe ich ja auch den Podcast hinterm Stuhl. Da erzähle ich eigentlich auch alles rauf und runter, also wie Zum Beispiel diese Themen, wo ich meine Follower gebeten habe, sich auszukotzen. Einmal über ArbeitgeberInnen, einmal über ArbeitnehmerInnen. Auch sehr spannendes Thema. Die Folge kommt diese Woche raus, weil die Probleme, die die ArbeitgeberInnen haben, sind alle hausgemacht. Das ist so bekloppt. Also das ist so bekloppt. Das ist alles hausgemacht. Und die Arbeitnehmenden müssen halt damit umgehen, dass die Arbeitgebenden sich hausgemachte Probleme machen. Und das ist irgendwie so Banane, finde ich, weil das ist ein Teufelskreis, da kommen wir irgendwie nicht raus.
Gretel: Ja, es geht halt nur, wenn man sich selber dann auch die Zeit nimmt, wie du ja sagst, am Business zu arbeiten, rauszugehen, auf sich selber zu gucken, klare Werte, klare Visionen und klare Ziele. Wie komme ich dahin, das zu kommunizieren? Das ist ja letztlich alles, was dann da mit reinspielt.
Sam: Ja, weil wie kann das sein? Das sage ich ja auch immer wieder. Ich bin jetzt seit vier Jahren nicht mehr am Stuhl und ich habe noch nie so viel Geld verdient wie heute. Also es ist doch Banane. Weil man meint immer, man muss am Stuhl stehen und noch einen Kunden und noch mehr Kunden und noch mehr Kunden. Das sind aber die eigenen Überzeugungen. Man darf diese Zeit am Unternehmen, das Objektive, die Büro-Office-Arbeiten, die sehr unemotionalen Arbeiten, muss man auch ganz klar so sagen, nicht unterschätzen. Und man muss sich dann auch reflektieren, zu gucken, ob das einfach was für mich ist. Ein Bürojob, ein Unternehmerjob ist ein Bürojob. Das ist so. Da sind vielleicht mal kreative Dinge dabei, wenn es um Marketing geht oder so. Aber da habe ich auch schon viele, die sich dabei erwischen, das ist alles nichts für mich. Ja, dann musst du dir eine Alternative suchen oder musst du jemanden einstellen, der es tut, weil das Leben ist zu schade und man kann auch Selbstständigkeiten beenden und sagen, okay, das ist einfach nichts für mich und ich gehe lieber im Angestelltenverhältnis, weil viele sind einfach nur Angestellte ihres eigenen Unternehmens.
Gretel: Sam, ich habe noch eine letzte Frage. Wir sind schon holy komplett über der Zeit, aber es mir auch total egal. Du hast gesagt, 2023 hast du gelernt, es zu schätzen, zu wissen, dass du unterschätzt wirst. Woher kam das? Hast du da ein konkretes Beispiel dafür?
Sam: Ob ich ein konkretes Beispiel habe? Das ist ja bei Social Media gerade so ganz witzig zu beobachten. Wenn ich halt so Themen raushaue wie Kunde ist König oder so, ist das dieses oh mein Gott, wie kann die sich das wagen? Und das ist marketingtechnisch ja eigentlich genau das, wohin wir wollen. Es muss veto und es muss Trigger sein. Es muss die Leute anregen zum Nachdenken im besten Fall. Und das ist auch super, weil wenn man sowieso dafür steht, dass man… Ich habe keine Frau in meinem Leben kennengelernt, die überschätzt wurde. Noch nie. Und ich habe das für mich einfach zugute gemacht, dass man denkt, das Blondchen, das hat man schon länger gesagt, das hat sich jetzt ein bisschen geändert in den letzten zwei Jahren, aber ja, die macht mal und ja, das ist auch super. Und so kann ich meinen Prozess und meine Erfolge im Stillen machen und kann dann immer nur mit dem herausgehen, was ich dann schon erreicht habe. Also ich versuche ja auch weniger darüber zu reden, sondern mehr zu zeigen, das ist authentischer. Und dann ist der Wow-Effekt größer, weil man gedacht hat, ach krass, das hat sie jetzt auch noch, ach okay, verrückt. Und dann kriegt man auf Dauer Respekt.
Gretel: Ja, nee, aber finde ich super, kann ich auch komplett unterstreichen diesen Satz. Es gibt keine Frau da draußen, die irgendwie mal überschätzt wurde. Blondchen, da sind wir schon zwei. Und dann wollen sie auch noch verkaufen und erfolgreich sein. Wie soll das denn gehen?
Sam: Ist ja auch ganz süß irgendwie. Ja, es ist verrückt. Die Wahrnehmung ist halt immer noch sehr, sehr schwierig der Frauen Meinung gegenüber, weil Frauenkompetenzen werden halt immer noch angezweifelt. Männer halt gar nicht und die haben dann meistens noch nicht mal so irgendwas, worauf sie sich berufen können.
Gretel: Sam, ich danke dir viel, viel, vielmals für deine Zeit. Es war ein sehr spannendes Gespräch. Wir schicken alle zu dir rüber, können sie alle mal eine Scheibe von deinem Unternehmertum abschneiden. Ich finde es richtig super. Vielen Dank, dass du da warst.
Sam: Vielen Dank für die lieben Worte, Greta. Und danke, dass ich da sein durfte.
Gretel: Genau. Und ihr lieben ZuhörerInnen, wie gesagt, hüpft rüber auf Sams Instagram-Profil. Wir verlinken euch alles in den Show Notes. Es lohnt sich wirklich. Es ist immer noch mal ein Perspektivwechsel, den ich euch sehr, sehr empfehlen und ans Herz bringen kann. Und wir hören uns wieder bei der nächsten Folge Moin um Neun.
Folge Sam auf ihren Profilen und let me know, was du aus der Folge mitnimmst. Ich freu mich über deine AHA-Momente, entweder per Direktnachricht auf Instagram oder per Mail an moin@gretelniemeyer.com
Instagram von Sam: https://www.instagram.com/samantha.schueller/