FINALLY! Über 280 Folgen hat es gebraucht, um uns explizit und exklusiv dem Thema “FINANZEN” zu widmen. Jetzt aber mit Vollkaracho.
In diesem spannenden Interview redet Gretel mit Finanzjournalistin Anissa Brinkhoff darüber
➡️ wie sie den Podcast “What the Finance” gehostet hat, obwohl (oder gerade weil) sie keine Ahnung von Finanzen hatte
➡️ ️ ob Frauen sich wirklich einfach nicht für Geld interessieren
➡️ warum es höchste Zeit ist, dass du dich mit deinen Finanzen beschäftigst
➡️ was “rosa Finanzen” sind und ob es sie braucht
➡️ welche easy Schritte du gehen kannst, um die Kontrolle über deine Finanzen zu bekommen
Hör dir diese Folge MOIN um NEUN an und dann leg los! Denn es geht um deine Unabhängigkeit!
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Anissa Brinkhoff: Hallo, ich freue mich total, hier zu sein und bin gespannt auf unser Gespräch.
Gretel Niemeyer: Ja, ich auch. Anissa ist nämlich freie Finanzjournalistin. Sie hat den Podcast What the Finance gehostet, hostet jetzt den Podcast Finanziell fürs Finanziell Magazin und ist außerdem Medienberaterin zum Thema Finanzen und steckt ganz tief in dem Thema Finanzen und Frauen und Finanzen drin. Und tatsächlich haben Laura und ich uns gefragt, wie zum Geier es über 250 Podcastfolgen dauern konnte, dass wir in einem Business Schnack dieses Thema aufgreifen. Und, ähm, ja, Anissa, stell dich doch vielleicht kurz selbst noch mal vor, wer bist du, was machst du und wie bist du dazu gekommen?
Anissa Brinkhoff: Also, ich würde sagen, es ist ziemlich typisch tatsächlich, dass man erst in der 250 Folge über das Thema Geld spricht, weil das ist ja das Problem an dem Thema Geld. Man spricht nicht so gerne drüber. Das ist immer noch so ein blödes Tabuthema in unserer Gesellschaft und gerade für uns Frauen einfach auch noch eine kompliziertes und häufig verurteilt behaftetes Thema. Genau ich bin da auch so ein bisschen reingerutscht. Ich habe das jetzt nicht gelernt oder studiert. Ich bin studierte Journalistin und bin vor fast vier Jahren 30 geworden und saß damals noch als Redakteurin bei der Brigitte in der Redaktion in dem Magazin, und um mich herum haben da alle anderen Frauen über das Thema Finanzen gesprochen, haben tatsächlich sich auch ihre Trading Apps gezeigt, haben gesagt, ach, krass guck mal, was meine Aktie macht, und ich glaube, ich nehme jetzt noch den ETF und den Fonds dazu. Und was kann man da noch so machen zum Thema Altersvorsorge, und ich habe überhaupt nicht verstanden, worüber die gesprochen haben. Ich wusste nicht wirklich, was eine Aktie ist und was da an der Börse eigentlich abgeht. Es hat aber richtig schlechtes Gefühl mir gemacht, also richtig so ein Angstgefühl, weil diese Kombination von da ist, so etwas, was wahnsinnig komplex ist und gleichzeitig entscheidend, wahnsinnig wichtig, sich einfach nicht gut anfühlt. Und es war mir schon klar, okay, ich muss mich um irgendwas kümmern. Ich habe aber gar keine Ahnung, wie das geht, und das ja, das hat sich einfach überhaupt nicht gut angefühlt. Es war dann damals die Zeit, als Podcast so aufkamen, halt vor knapp vier Jahren und auch bei der Brigitte, und dann dachte ich mir, eigentlich wäre das ja eine gute Möglichkeit, um zu sagen, ich arbeite mich jetzt in das Thema rein, ohne dass ich irgendeine Vorkenntnisse habe, dass ich da irgendeine Einstiegshürde oder sowas direkt mit transportiere und nehme Hörerinnen direkt mit. Ich mach einen Interview Podcast, wo ich dazu lerne, aber meine Gästinnen auch mit dazu lernen können. Und die Idee habe ich bei der Chefredaktion gepitscht und habe gesagt, Finanzen, Frauen und Finanzen war damals schon so ein bisschen Trendthema, und es war klar, wir alle müssen uns irgendwie damit auseinandersetzen. Aber es fehlt wirklich noch viel mehr als jetzt so die Bildungsformate, die ganz niedrigschwellig das Thema erklären und die einen auch mal da abholen, wo man häufig steht, nämlich wirklich bei Punkt Null, wenn man gar nichts darüber weiß, und genau das habe ich. Dann habe ich den Podcast zweieinhalb Jahre lang gehostet, bis ich gekündigt hatte bei der Brigitte. Ich hatte da zwischendrin auch noch ein Projekt übernommen, habe so ein inhouse Startup geleitet und genau bin jetzt, genau wie du gesagt hast, selbstständig freiberufliche Finanzjournalistin und Podcasterin und Speakerin und gebe Workshops und arbeite ganz viel zu dem Thema Frauen und Finanzen. Und ja finde es dabei immer noch total wichtig, dass man so ohne diesen Blöden erhobenen Zeigefinger darüber spricht, sondern dass man eher darüber spricht. Warum zur Hölle wissen wir eigentlich alle so wenig darüber? Warum fühlt es sich uns so so blöd an, darüber zu sprechen? Und was sind, bevor man direkt in einen ETF investiert, eigentlich die Schritte noch vorher, um da auch erst mal mit sich und mit dem Thema Geld so ein bisschen klar zu kommen und vor allem auch total den Druck rauszunehmen. Weil es bringt überhaupt nichts, wenn man sich im Kopf macht, ich habe mich da um nichts gekümmert, und oh Gott, alle sind weiter als ich! Im Zweifelsfall ist man da nämlich ehrlich gesagt, überhaupt nicht selbst schuld drin.
Gretel Niemeyer: Ja, ja, und ich finde es, ich finde es so cool, dass du das sagst. Es geht ja ums Thema Geld allgemein. Was wir ganz oft in unserer Arbeit eben auch sehen, ist, dass es auch damit zu tun hat, welchen Wert hat meine Arbeit, wie viel darf ich überhaupt verlangen, und was mache ich dann mit diesem Geld oder auch so dieses nicht hingucken wollen, das fängt schon bei so simplen Sachen an, wie ja, wie viel brauche ich eigentlich jeden Monat, wenn ich wissen will, was ich in einem Jahr verdienen möchte, dann sollte ich vielleicht auch mal wissen, was ist mein Lebensstandard, was möchte ich mir gerne leisten können, was sind meine Ausgaben und so weiter. Und allein bei diesem Schritt sehen wir schon ganz oft so aha, Momente, so, ach ja stimmt, das muss ich ja auch noch mit einrechnen. Ach das und die drei Steuern, die da noch mit abgehen oder so, und gleichzeitig dieses, was du auch angesprochen hast, dieses Schamgefühl, ich müsste weiter sein. Ich bin ja selbstständig, ich müsste das ja alles wissen, und dann zu sagen, ich mache jetzt den Mund auf und sag einfach, ich habe keine Ahnung oder ich suche mir das Wissen dazu, mache ich lieber weiter und, wie du gesagt hast, hab lieber das schlechte Gefühl, dass ich da was verpasse, als das ich mich darum kümmer.
Anissa Brinkhoff: Ja und genau das zeigt ja auch, wie wahnsinnig komplex das Thema ist. Es ist jetzt nicht so Schritt eins bis zehn, und dann hast du deine Finanzplanung aufgestellt und musst da nie wieder ran, sondern das ist einfach ein Thema, was uns unser ganzes Leben begleitet, wo man immer mal wieder ran muss, wenn sich die Lebensumstände verändern, wenn sich, was weiß ich, die Bedingungen verändern und so, und deshalb ist es halt auch nichts, womit man mal eben so zack fertig ist. Und das ist ja auch manchmal, wo man so denkt, okay, das ist wirklich eine Menge, mit dem man sich da auseinandersetzen muss, und es geht sofort als eingemachte, weil Gehaltsverhandlung, Honorarverhandlungen sofort so ein bisschen der eigene Wert mitschwingt, dann auch dieses, wenn man so ein bisschen vielleicht biografisch an sich arbeitet oder so Stichwort Money Mindset, warum fühle ich mich eigentlich so blöd und mal so ein bisschen hinterfragt, wie in der Familie mit Geld umgegangen wurde, was Geld mit Macht zu tun hat, wie Geld verteilt ist in unsere Gesellschaft und so, da macht man so viele Fässer sofort auf und merkt einfach, man braucht auch ab und zu mal eine Pause, wo man sagt, okay, ich habe diese Woche, was weiß ich, eine Budgetplanung gemacht fürs nächste Jahr. Jetzt lasse ich das mal zwei Wochen liegen und muss erst mal das sacken lassen, und dann gehe ich da in zwei Wochen wieder dran. Also ich finde auch das ist jetzt nichts, wo man kopfüber reinstürzen muss, und sondern auch Schritt für Schritt sich da einfach Zeit nehmen kann, das wichtigste ist anzufangen, und spätestens, wenn man die Podcastfolge hier hört, macht man das ja eigentlich schon.
Gretel Niemeyer: Ja, und du hast also, du hast ja einerseits gesagt, ich habe es irgendwo aufgeschrieben, aber du hast es ja eben auch so ähnlich gesagt, als du den Podcast What the Finance gestartet hast, da hast du den nicht gestartet, weil du so viel wusstest über Finanzen, sondern weil du von Tuten und Blasen keine Ahnung hattest. Das war ja sehr, ja irgendwie auch komfortable Ausgangssituation. Ich habe mich gefragt, als ich das Gespräch vorbereitet habe, stehen wir Frauen uns eigentlich selbst im Weg, weil wir so perfekt, also was heißt perfektionistisch? Aber weil wir jetzt dann richtig machen wollen. Du hast gerade auch gesagt, ich mache dann die Budgetplanung, und dann kann ich an eine Sachen einen Haken machen, aber dann sind noch 15 andere Fässer offen. Ist das irgendwie so ein Problem, dass wir das Gefühl haben, wir müssen dann jetzt plötzlich alles auf einmal lösen, was wir die letzten 30, 35, 40 Jahre nicht gelöst haben.
Anissa Brinkhoff: Ja, also zum einen schon. Also Studien zeigen definitiv, dass Frauen ein, also später anfangen, schwieriger anfangen mit dem Thema Finanzen oder überhaupt erst mal anfangen, sich mit dem Thema Finanzen auseinanderzusetzen, und dass da unter anderem dieser Perfektionismus Anspruch eine Rolle spielt, weil Frauen, wie auch bei anderen Themen im Leben, häufig nicht nur sagen, ich probier jetzt mal aus, ich lege mal los, sondern X andere Aspekte da schon direkt mit verwoben haben. Die wollen dann nicht nur Geld für sich zurücklegen, sondern oder investieren, sondern am besten auch für irgendwelche Kinder und rechts und links. Und das…
Gretel Niemeyer: Die sie vielleicht noch nicht haben.
Anissa Brinkhoff: Genau, und es sollte vielleicht auch dann langfristig halten, und es soll die eine und perfekte Entscheidung sein. Da muss man dann nämlich nie wieder dran. Und das ist bei Männern anders, wenn man sich anguckt, wie Männer anfangen zu investieren. Die haben häufig noch gar keine Ahnung, sondern sagen, okay, ich leg mal los, ich investiere mal in diese drei Aktien und mach mal diesen Sparplan, und währenddessen verstehe ich, was das bedeutet und wie, wie das eigentlich funktioniert und worüber ich mir Gedanken machen muss. Frauen wollen erst das große Ganze verstanden haben, wollen wissen, welche ETFs es alle in dieser Welt gibt, wie langfristige Finanzplanung perfekt funktioniert, was die perfekten Finanzprodukte für sie sind, und keine Herangehensweise ist jetzt die richtige oder die perfekte. Im Idealfall ist es ja eher immer eine Mischung aus allem. Aber es ist schon, wie du sagst, das Problem, dass Frauen halt häufig gar nicht anfangen, sondern sich halt so zu Tode informieren und noch einen Workshop buchen oder noch ein Workbook ausfüllen und sich noch einen Podcast anhören. Und da muss man einfach sagen, also, Jessica Schwarzer, das ist eine total tolle Finanzjournalistin, die schon seit ganz, ganz vielen Jahren machen, ganz, ganz viele tolle Bücher geschrieben hat, die sagt immer, auch der Zweitbeste ETF ist besser als keiner, weil bei allem, was Anlage und Investments angeht, es kommt halt wirklich wirklich auf die Zeit an. Es ist wirklich ein Unterschied, ob du das zehn oder 15 Jahre machst und wenn du mit ganz kleinen Beträgen auch am Anfang startest und das nicht die perfekte Rendite, aber du hast es zumindest gemacht, du bist schon mal reingekommen und so, als wenn du das weiter vor dich hergeschoben hast und dann doch nie dazu gekommen bist, vielleicht wirklich jetzt mal eine Entscheidung zu treffen.
Gretel Niemeyer: Ja, das hat ein bisschen was von diesem Spruch mit dem Baum, den du idealerweise vor 50 Jahren gepflanzt hättest. Nächst mögliche Zeitpunkt ist jetzt oder so. Also, ich bin ja Vertrieblerin. Ich sag halt immer, die geilste Sales Email, die nie abgeschickt wird, ist nicht so gut wie die zweite oder dritte oder fünft Beste, die du aber verschickst einfach, weil sie dann auch wieder ins Tun kommt, in die Umsetzung, in die Selbstermächtigung, auch irgendwo, und du kommst halt aus dieser Starre raus von ich könnte hier, ich könnte da, ich könnte dies, am Ende mache ich gar nichts, habe dieses Scheiß Gefühl und kommen halt kein Stück weiter.
Anissa Brinkhoff: Ja, Nachjustieren ist ja total okay. Ich bin jetzt auch gerade an einem Punkt, also ich habe dann vor vier Jahren angefangen zu investieren und so weiter, und jetzt bin ich gerade selbstständig, und alles ist anders, und ich denke mir gerade wieder, oh gott, wie stelle ich denn jetzt meine Altersvorsorge auf? Was mache ich denn? Wo muss ich denn jetzt überhaupt wie einzahlen? Wie muss mein Einkommen jetzt strukturiert sein? Was muss ich mir wo als Notgroschen in einer vielleicht viel höheren Summe zurückgelegt haben? Also es sagt ja einfach nicht, dass die Entscheidungen, die man jetzt trifft, dass die Bleiben für immer oder das die richtige Wahl ist. Also ich meine selbst die Welt, wie die sich ständig verändert und auf links dreht, und so haben wir alle dieses Jahr rauf und runter gesehen. Das ist anfangen, ist das wichtigste, ein Schritt nach dem nächsten und wirklich regelmäßig hinsetzen, dran bleiben!
Gretel Niemeyer: Und tatsächlich ist es vielleicht ja auch dieses Lösen von, es gibt diesen einen Weg, und der wird immer weitergehen. Also, ich habe jetzt vor kurzem auch ein Podcast Interview geführt, und da hat sie mir gesagt, warum habe ich mich selbstständig gemacht? Ich habe mich selbstständig gemacht. Als ich einen kleinen Toddler, also hier Kleinkind, zu Hause hatte und mir einfach gesehen und einfach gesehen, habe ich es immer wieder auf die Nase gefallen und einfach wieder aufgestanden und hat einfach weitergemacht. Und da habe ich mir gedacht, davon, von dieser Unbeschwertheit, von diesem Wissen, ach ich kann einfach wieder aufstehen oder in eine andere Richtung weiterlaufen. Da habe ich den Mut zusammengenommen, mich selbstständig zu machen, und jetzt hören viele Moin um Neun, die sich selbstständig gemacht haben. Und da ist irgendwie so mein Appell gerade, man, ihr hattet doch da den Mut, ihr habt so viel auf diese eine Karte oder mehrere Karten gesetzt, also Finanzwissen ja es ist was, was ihr jetzt noch nicht wisst und habt. Aber auch das kann man sich aneignen, und da gibt’s halt auch kein richtig und falsch.
Anissa Brinkhoff: Ja, genau, und das sind Finanzen, ja auch Mittel, um sich in all dem in der Selbstständigkeit und dieser unsicheren Welt so ein kleines Sicherheitsnetz aufzubauen. Wenn man mal also wenn man Grundlagen sich angeschaut hat, das sind wirklich die Basics Grundlagen. Ich habe ja gerade schon von dem Thema Notgroschen gesprochen, also sowas, dass du auf dieses eine Konto, wo man wirklich nicht dran kommt, wo man sich extra von Geld hin überweisen muss, dass da einfach eine gewisse Summe liegt, die dafür da ist, wenn es mal scheiße läuft, und zwar nicht, wenn es im Monat, sondern wenn es eher drei oder vier Monate wirklich schlecht läuft. Das sind nicht irgendwelche Steuerrücklagen, sondern nochmal eine andere Summe. Das ist ja auch was, was sich auf alles andere Verhältnis im Business oder im privaten überträgt, wenn du einfach weißt, ich hab mich für mich selber da abgesichert. Ich also hab mich, ich hab an mich gedacht, ich habe mich selbst versorgt, dann kann ich ja auch was ganz anderes vielleicht mal wagen, und das ist ja auch ne Gewisse. Ich finde immer, Geld ist Freiheit. Also, ich möchte gehen können aus Jobs, die mir nicht gut tun. Ich möchte gehen können aus Beziehungen, die mir nicht gut tun, oder ich möchte auch mal einen spontanen Urlaub buchen können, wenn es gerade, wenn ich gerade raus muss, wenn es gerade irgendwie einfach nicht geht, oder sei es mal nur ein Wochenende an der Ostsee oder Nordsee oder so, einfach dafür vorgesorgt zu haben, dass man Sachen nicht aushalten muss, das ist ja, das ist so das elementarste und hat gleichzeitig so viele Auswirkungen.
Gretel Niemeyer: Ja, boah, da habe ich voll die Gänsehaut gekriegt, weil genau das, finde ich, ist auch das, wofür wir so loslaufen. Dieses, mach dich nicht abhängig von irgendwas und irgendwem anders, sondern sorge du dafür, dass es dir gut geht, und das dazu gehört halt einfach auch, hab Kontrolle über deine Finanzen und sicher dich selber ab, find ich. Ich danke schon mal für diesen, für diesen Aufruf. Jetzt ist es ja so, Männer, Frauen Ticken anders ist dieser große Begriff von Rosa Finanzen, der steht im Raum, ist Ploppen, so über die letzten, ich würde sagen, zwei Jahre immer mehr Menschen auf, die sich für Frauen, also Frauen für Frauen, mit dem Thema Finanzen auseinandersetzen. Den Anfang klar, Madame Moneypenny, ich glaube, die kennt so ziemlich jeder jede, und es gibt aber auch da jetzt finde ich super unterschiedliche Angebote, die darauf abzielen, finanzielle Bildung an Frauen zubringen. Was hältst du davon? Wie kann man da vielleicht auch das richtige für sich finden? Ja, gib uns doch mal da deine Einschätzung.
Anissa Brinkhoff: Ja, genau also, ich finde es total wichtig, dass es diese Angebote von Frauen und für Frauen gibt, und wenn mir der nächste Bankberater wieder erzählt, er könnte das doch auch für Frauen genauso machen, also dann geht mir wirklich der Hut hoch, weil, solange du nicht selber in der Lebenssituation steckst, eine Person, wo es nie komplett nachvollziehen können, wenn du nicht auch alleinerziehende Mutter bist, beispielsweise kannst du niemals alle Ängste und Sorgen nachvollziehen. Ich bin nicht allein erziehende Mutter, aber das ist einfach so als Extrembeispiel. Und das wichtigste ist ja auch, dass man diese Wahl hat, zu sagen, welche Infos, welches Material, welcher Podcast, was auch immer, kann ich mir anhören. Und es ist nicht einfach dieser weiße alte graue Mann, der mit erhobenen Zeigefinger mir das Finanzwissen runterbetet, und zwar in einer Sprache und in einer Atitude, die, die mir überhaupt nicht liegt, und da würde ich auch immer so gucken, Finanzwissen aneignen ist wie jedes anderes Wissen aneignen, wie geht man vor, wenn man sagt, boah ich hab richtig Lust, mich mal in asiatische Küche einzuarbeiten, weil ich Lust habe, dafür was zu kochen, oder ich, ich starte jetzt mal mit Yoga, oder ich fange jetzt mal an, das Thema, was weiß ich, Metaverse zu verstehen oder irgendwas wie? Was macht man denn bei solchen Themen, die, wo man rein Neugierde getrieben ist? Wie geht man da vor? Und das kann man ja so ein bisschen copy paste für das Finanzthema, wenn man am besten über Bücher lernt, weil man sich Sachen markieren kann, wenn man da zurückschlagen kann. Ja, dann suchst du dir das Buch, gehst in eine Buchhandlung und guckst einfach, blätterst mal durch, welche Sprache oder welches Buch dich dann auch einfach anspricht. Wenn du merkst, es ist am besten, wenn ich morgens auf dem Weg zur Arbeit bin und auch super frisch im Kopf, und es kommt durch einen Podcast am besten zu mir direkt durchs Ohr ins Hirn. Dann suche dir den Podcast, der keine Ahnung, die nötigen 50, 60 Folgen hat, und das Thema A-Z einmal durch behandelt. Wenn du visueller Typ ist, dann sucht ihr die Videos auf YouTube raus, und ansonsten finde ich es immer wichtig, dass es so, finde ich einen guten Tipp, wenn man es schafft, dass das Thema so automatisch zu einem kommt, und dadurch hilft es ja auch, dass man zum Beispiel Podcast folgt, aber auch auf Social Media, LinkedIn, Tiktok, Instagram, was auch immer, da so ein paar Finanz Accounts folgt, die einem so ganz regelmäßig, ganz automatisch irgendwelchen Finanzcontent reinspielen, so dass man auch einfach sich dran gewöhnt. Das ist halt da, dass man neuen Input regelmäßig bekommt und auch gleichzeitig schon so ein bisschen lernt. Vor allem allein dadurch, dass man durch die Storys swipt, hört man Begriffe das erste Mal, hört man, wie Sachen verwendet werden, hört man, habt ihr euch schon mit dem Thema … beschäftigt, dass man dann überhaupt auf dem Schirm hat. Oder kriegt man eine, diese eine Definition vorgelesen, durch die man es endlich schnallt? Wie viele Definitionen habe ich gelesen, dass ich verstanden habe, was ein ETF ist. Das war nicht im einstelligen Bereich, sondern irgendwo im zweistelligen Bereich. Das hat eine Zeit gedauert, und das ist es ja auch einfach, so so ein bisschen normal zu machen, dass man, dass man da einen Zugang zu findet. Und dann ist es also, es trifft eigentlich fast für alle Personen zu, dass das darüber reden im Endeffekt der Schlüssel zum Erfolg ist, weil so blöd das Thema Finanzen und Altersvorsorge und Investieren ist. Wir haben halt fast alle die gleichen Fragen, wir alle haben die gleichen Herausforderungen, es sei denn, wir erben wahnsinnig viel Geld oder haben wahnsinnig viel Geld verdient, was für die meisten ja irgendwie nicht zutrifft. Das heißt, man kann sich auch total gut irgendwelche Freundinnen oder Freunde schnappen und einfach sagen, wir gehen das jetzt zusammen an dieses Finanzthema und arbeiten uns da jetzt irgendwie zusammen rein. Meistens tut man dieser anderen Person sogar noch einen Gefallen, weil man die Initalzündung macht und sie dann mit auf den Weg nimmt. Und ich habe das inzwischen, dass ich mit vielen Freundinnen darüber spreche und auch jetzt immer noch mit Freunden, mit denen ich noch nicht drüber gesprochen habe, das erste mal drüber rede und ach so: Ach krass, das Immobilien Thema ist für dich auch gerade ein Ding! Und Ach Quatsch, du hast schon das und das Gespräch geführt und war richtig blöd. Okay, erzähl doch mal, was hast du da gelernt, und so, also, jedes Gespräch bringt einen irgendwie weiter. Und tatsächlich ist es in meinem Umfeld wirklich so, dass eher die Männer richtig Ahnung haben, und die freuen sich so sehr, was zu erklären. Ich habe so einen Freund, der wirklich institutioneller Anleger ist, wahnsinnig viel Geld da verdient und verliert regelmäßigen Abständen, und das ist immer so mein Backup. Den frage ich immer. Kannst du mir das und das noch mal erklären? Wie siehst du das und das? Und der findet es so cool, dass er das Teilen darf, sein Wissen und dass jemand mit weniger Wissen, ihn zum Experten führt und so, also egal, ob man jemanden sich sucht, der oder die noch nicht so viel Ahnung hat oder die total viel Ahnung hat, die meisten Menschen freuen sich ja, wenn man man sie anspricht und fragt.
Gretel Niemeyer: Ja, total geil! Ich glaube, es ist halt viel auch. Es hat halt viel auch mit dem zu tun, was man sich so selber erzählt, diese Dinge. Ich kann halt nicht so gut mit Geld, oder ich habe es auch in irgendeinem Artikel gelesen, dieses, wir sind alle nicht gut in Mathe und keine Ahnung was, wie hat meine Tutorin noch in der dreizehnten Klasse gesagt: Frau Hagen ihnen fehlen die Grundlagen und hab das Mathe-Abi trotzdem mit eins Minus bestanden. Weißt du also, das ist halt so, was erzählen wir uns eigentlich für Geschichten, und was davon stimmt, und was davon stimmt nicht? Und so, wie du sagst, dann auch noch mal die Tür aufzumachen und auch einfach zu sagen, so, ich habe jetzt hier von keine Ahnung, wer kann mir das mal erklären? Und im Zweifel kommen ja dann fünf Antworten von Leuten, die sagen, ich weiß es auch nicht so ganz genau, aber lets find out.
Anissa Brinkhoff: Ja, genau total. Also im Zweifelsfall haben die anderen Menschen auch keine Ahnung davon, weil uns das ja das Thema Finanzen einfach wirklich nicht beigebracht wird, in der Schule oder im Studium und auch in Familien nicht darüber gesprochen wird. Häufig also, das heißt, der Wissensbedarf ist genauso groß. Und auch, was du meintest, was da so einem im Weg ist, steht dieses ich also ich fürchterliches Mathe-Abi, fürchterliche Statistik-Klausuren im Journalismus Studium, warum zur Hölle ich auch da Statistik gebraucht habe, im Journalismus Studium, aber auch, da ich gesagt, größtenteils dieses, ich kann kein Mathe im Weg. Hätte mir irgendjemand das mal auf eine andere Art und Weise beigebracht, hätte ich wahrscheinlich, wäre ich da nicht so schlecht gewesen, hätte da auch nicht so eine Angst vor gehabt, und aus ich kann keine Zahlen, hab ich halt auch immer gut, ich kann auch keine Finanzen gemacht, weil hängt ja irgendwie zusammen, was ja totaler Quatsch ist. Ehrlich gesagt, das hat überhaupt nichts mit einem Einander zu tun, und das meinte ich ja auch vorhin schon, wie man so ein bisschen Biografie, Mindset Arbeit macht und man so rausfindet, welche negativen Glaubenssätze man denn wirklich hat zum Thema Geld, und ich merk das, ich meine das überhaupt nicht esoterisch, ich habe gar keinen esoterischen Hang, aber wir alle haben halt irgendwelche ja Prägungen mitbekommen. Wir alle haben einen Einfluss von unseren Eltern, und da muss man sich einfach klarmachen, wenn unsere Eltern wahnsinnig sparsam waren und das Geld zusammengehalten haben. Dann kann es total gut sein, dass wir auch Probleme haben, Geld aus zu geben und uns was zu gönnen oder das komplette Gegenteil sind und das Geld aus dem Fenster schmeißen, weil wir es halt anders machen wollen. Wenn unsere Eltern oder wenn sich in der Familie immer ein riesiger Streit durch das Thema Geld ausgelöst hat, dann werden wir gelernt haben: Geld verdirbt den Charakter. Geld ist aber ein schwieriges Thema, das macht nur Probleme, und Zack halten wir uns fern von all dem. Und das ist ja, wie immer, ist das Unterbewusste einfach ein riesiger Treiber und hat einen riesigen Einfluss. Und je mehr wir verstanden haben, worum es also, wie wir da geprägt sind, man muss es ja nicht direkt alles ins positive umkehren, aber man kann ja zumindest ein bisschen sich selber verstehen. Wenn man in so Situation hängt, ah ja jetzt verhalte ich mich gerade übrigens so und so oder jetzt klar wieder die Denkweise. Ich habe es direkt in diese Kategorie einsortiert, weil ich halt vorbelastet bin mit irgendwelchen Erfahrungen.
Gretel Niemeyer: Ja, ich finde auch tatsächlich, das hat gar nichts, also das hat tatsächlich auch gar nicht Esoterisches. Ich bin da ja auch sehr down to earth. Aber ich finde sowohl die selbst, also die Reise in die Selbstständigkeit, Unternehmertum wie auch immer, als auch als Teil davon oder generell die, die Reise in die finanzielle Bildung oder finanzielle Unabhängigkeit, ist ja einfach so eine Persönlichkeitsentwicklung auch irgendwo. Und das, was du sagst, wenn ich nicht weiß, warum ich nicht mehr als 100 € die Stunde nehmen kann oder warum ich das Geld immer gleich wieder ausgebe für alle anderen, oder warum ich mir nichts gönnen kann oder so, ohne dass ich einen Puffer von 100000 € brauche, weil ich glaube, sonst würde ich nicht überleben. Das hat ja alles irgendwo Gründe und wie du sagst, indem man diese Reise macht und eben auch versteht, wie man tickt, was man selber braucht, was man braucht, um sich sicher zu fühlen, was eine gute Möglichkeit ist für eine Anlage und so weiter. Also ich finde, das ist die absolute Grundlage, um überhaupt erst angehen zu können, weil es gibt einfach zig Möglichkeiten, wie man es machen kann, und es gibt einfach zig Möglichkeiten, die nicht zu uns passen, und dann halt fünf, die irgendwie passen, und deswegen finde ich so schön, dass du, das du diesen Zusammenhang eben auch bringst und dass wir eben auch mal gucken müssen. Naja, war bei uns zu Hause nur Papa für die Finanzen zuständig? Wie kann ich mich jetzt empowern, oder wie kann ich jetzt jetzt sagen, dass ich mich jetzt darum kümmere? Meine Eltern hatten immer ein Konto zusammen. Wie kann ich jetzt mein eigenes Konto haben und so? Das sind ja alles Sachen, die da mit reinspielen.
Anissa Brinkhoff: Es macht es auf jeden Fall wesentlich einfacher, wenn man so ein bisschen versteht, warum man denkt und wie man denkt. Das nimmt auch so eine kleine Last aus der ganzen Sache, und es bietet ja auch die Möglichkeit, zum Beispiel noch mal mit der Familie zu sprechen, weil viel, was vielleicht bei mir angekommen ist, ist gar nicht so gemeint oder steckt was ganz anderes dahinter, weil man das als Kind natürlich nicht so umreißen konnte, oder Mütter, Väter würden es inzwischen ganz anders machen, aber es gab nie die Situation, dass man wirklich offen darüber spricht, und das ist ja auch total schön, sowas nochmal zu nutzen und umzudeuten.
Gretel Niemeyer: Ja, und jetzt, ich folge mir auch bei Instagram und sehe auch, dass du in der ganzen Republik auf Konferenzen, Seminaren, Workshops und so weiter unterwegs bist, und da hast du vor nicht allzu langer Zeit auch so gesagt, ich bin unterwegs mal davon ab, dass zig Männer, also zig Prozent mehr Männer sind als Frauen, sehe ich auch, dass diese Männer ihre Söhne mitbringen und frage mich, haben die alle keine Töchter? Erlebst du da wenigstens so einen kleinen Wandel, oder ändert sich da was, oder sind wir noch wahnsinnig weit davon entfernt, dass sich da irgendwie eine, ja einfach so ne gar nicht mal Gleichberechtigung, aber sogleich eine Balance irgendwie einstellt?
Anissa Brinkhoff: Ja, ich glaube, es geht so mit dem ganzen Gleichberechtigungsthema einher, und Finanzen ist nochmal spezieller. Also, ich hab ja auch mal das Gefühl, wie ich auch schon am Anfang meinte, dass Frauen und Finanzen Thema ist, ein totales Trendthema. Ja, aber in meiner Bubble, in meiner Medien-Gleichberechtigungs-Feminismus-Instagram-Großstadt-Bubble. Wenn ich jetzt in Bayern auf dem Dorf darüber spreche, kann es in dem einem Dorf so sein, in dem nächsten aber auch vielleicht nicht, ohne da jemanden irgendwie zu sehr vorteilsbehaftet Urteil darüber zu fällen. Ja, aber wenn man gerade, wenn man sich die ganz großen Finanzkonferenzen anguckt oder die vielen Medien, die da geschaffen werden, die Finanzprodukte, die von der Finanzindustrie Finanzwirtschaft angeboten werden, das ist einfach das Resultat davon, dass das Finanzsystem seit Jahrhunderten von Männern für Männer gebaut worden ist. Ich glaube, Frauen dürfen seit 1972 oder so irgendwie ein eigenes Konto eröffnen, und ich meine, nicht viel länger dürfen sie einen Job ergreifen, ohne dass Ehemann oder Vater da die Erlaubnis zugegeben haben. Dann merkt man einfach, okay, es gibt diese ganze Industrie seit Jahrhunderten, und jetzt dürfen wir 50 Jahre mitmachen. Klar haben wir das nicht aufgeholt, klar hat sich das irgendwie noch nicht egalisiert. Und natürlich Patriarchat gibt es immer noch eine Menge Strukturen, die Frauen auch übrigens aktiv daraus fernhalten. Ich meine, gibt es ein paar Quoten und so weiter, und inzwischen, schnallt die Finanzindustrie auch, dass das einfach ein Investment case ist, Frauen als Zielgruppe anzusprechen, weil wo kriegst du sonst noch neue Kunden irgendwie her? Und spätestens, wenn es dann noch Richtung Gensi geht, dann hat, glaube ich, kaum noch herkömmliche Bank irgendwie ein Plan. Wie zur Hölle man die denn anspricht? Es findet so ein Umdenken statt. Ich würde sagen, eher nach außen gerichtet, nach innen gerichtet, da mit den Männern sprichst, da ist es dann sexistisch, wie sonst was und irgendwie blöd. Und dann sitze ich auf einem Podium, und dann kriege ich so ein Onkelhaftes „Ja, aber können Frauen das denn überhaupt sich mit ihren Finanzen beschäftigen?“ gestellt, und ich denke, ich gehe dir gleich an die Gurgel. Wir sind so weit auseinander, und dann ist das Thema Frauen und Finanzen immer so, ah ich habe gehört, sie interessieren sich ja für das Thema Feminismus, oder sie interessieren sich für das Thema Frauen und Finanzen. Ich denke mir so, nein ich interessiere mich nicht nur dafür, das ist ehrlich gesagt, mehr als ein Hobby. Ich mache das aus gewissen Gründen, und sie sollten das übrigens auch machen, auch aus Gewissen Gründen.
Gretel Niemeyer: Ja, aber ich glaube, da kann man also, einerseits verändert sich ja hoffentlich auch in den Strukturen im System was durch tolle Menschen, die das übergreifend machen, und andererseits bin ich halt fest überzeugt, dass wir selber auch einfach eine krasse Verantwortung dafür haben. Also ich bin ja auch, wie oft habe ich gehört: Ach, das blonde, hübsche Mädchen, das will mir jetzt was verkaufen. Ich denke mir so Alter, ich bin jetzt Ende 30, ich bin nicht das blonde hübsche Mädchen, und ich weiß durchaus, wovon ich rede. Aber vielen dank. Und gleichzeitig muss ich ganz ehrlich auch sagen, bei mir ist es zum Beispiel auch so, ich habe zwei Kinder, ich habe einen Sohn, ich habe eine Tochter. Ich weiß auch so ganz spezifisch, für wen ich das mache, und auch bei Gehaltsverhandlungen, die ich vorher hatte, bei krassen Sachen, die ich jetzt in meiner Selbstständigkeit verkaufe. Natürlich geht mir da auch der Arsch auf Grundeis. Natürlich habe ich auf gewisse Sachen keinen Bock. Natürlich finde ich einige Sachen einfach anstrengend, und gleichzeitig finde ich, das müssen wir jetzt aber auch angehen, auch im einzelnen, also auch wir im Rahmen unserer Möglichkeiten oder so, weil ich finde nur, dass… gar nicht ausruhen. Aber diese Erklärung von die Struktur ist noch nicht weit genug.
Anissa Brinkhoff: Nee, das hat ja noch nie jemandem weitergeholfen. Man muss ja auch sagen, wir zwei sprechen hier aus einer relativ privilegierten Situation. Wir sind, ich weiß nicht, ob du in einer Partnerschaft bist, auf jeden Fall genau ich auch in einer gleichberechtigten. Wir haben also beide Akademiker bei uns und so. Also, das ist schon eine Situation, die relativ voller Privilegien ist, und die verpflichten halt auch. Ich meine, da sind wir auch zum gewissen Teil reingeboren worden, und da muss man halt auch sagen, damit kommt halt auch eine gewisse Verantwortung, dass man das ausnutzt und auch, wenn man so ein Podcast hat, wenn man eine Reichweite hat, dass man da halt nicht nur über die schönen Themen, sondern auch so ein bisschen über die problematischen Themen spricht, definitiv, und was du gerade meintest, du hast Kinder, du weißt, wofür du es machst, das finde ich halt so spannend, dass viele Frauen und Mütter immer noch sagen, ja, ich fange jetzt an mit dem Thema, und zwar für meine Kinder. Ich möchte jetzt erst mal ein Kinderkonto anlegen, ich möchte irgendwie was, wo ich mir so denke, und dann legst du jetzt Geld zurück für deine Kinder, nicht für dich, und dann müssen die Kinder dich dir die Rente zahlen, weil du keine bekommst, weil du nicht für dich vorgesorgt hast, oder wie denkst du dir das also, das ist ja auch hier häufig so ein Thema, das wie im Flugzeug erst mal sich selber helfen und dann anderen, um dann anderen helfen zu können. Nur wenn du als Frau, als Mutter unabhängig bist und irgendwie selbstständig bist, kannst du zum einen diese Werte deinen Kindern vermitteln. Aber gerade mit unserem Rentensystem, das nicht besonders lange Existenz sein wird, muss man sich eben halt auch finanziell um sich kümmern, um im Zweifelsfall dann nicht auf der Tasche der Kinder zu liegen, perspektivisch, weil von Grundsicherung kann niemand von uns leben. Also das ist, das ist einfach nicht die Lösung.
Gretel Niemeyer: Genau, es war von mir gerade auch eher so gemeint. So dieses, also gar nicht so für die Kinder, sondern eher so dieses Vorleben von was ist Unabhängigkeit, was ist die erfolgreiche Mutter, die erfolgreiche Frau, die unabhängig auch von ihrem Mann ist, und so weiter und so fort. Also, aber ich verstehe, was du meinst. Wir müssen auch wieder lernen, Sachen für uns zu machen, bevor wir Sachen für andere machen. Auch das zieht sich ja durch und ist schon auch so ein starkes Frauenthema. Für andere kein Problem. Geben, geben, geben, geben, geben, gar kein Thema, aber wenn ich irgendwie was will, dann wird es schwierig.
Anissa Brinkhoff: Auch, was du meintest, Vorbild sein, das ist es ja total, also für sich selbst, für die Kinder, für die Freundinnen, für die jüngere Schwester, für jüngere Kolleginnen. Wir alle haben jemanden, der irgendwie so ein bisschen aufschaut oder wo man einfach nur so ein bisschen Leute mitziehen kann. Und ja deshalb, wenn man es irgendwie macht, wenn man sich mit dem Thema Geld auseinandersetzt, gerne drüber sprechen mit allen möglichen Menschen. Stell dir vor, du rettest ein oder zwei Frauen vor der Altersarmut, einfach weil du der initiale Punkt warst, dass sie sich damit auseinandergesetzt haben. Das ist es doch so wert. Das muss doch so ein krasser Antreiber sein!
Gretel Niemeyer: Ja, mega gut, was sind denn so deine Tipps? Wie kann man denn loslegen? Also, du hast ja schon gesagt, okay, informiert euch, sucht euch die Quelle, die für euch passt, what else. Was sind denn so die zwei, drei Schritte, die man vielleicht jetzt direkt gehen kann.
Anissa Brinkhoff: Klein-klein und vor allem bei sich selbst anfangen, ist, glaube ich, das wichtigste und klar. Also, man muss es leider wirklich ein bisschen verstanden haben das Thema, das heißt, man muss sich ein bisschen mit auseinandergesetzt haben, aber das kommt auch so ein bisschen on the go, während man mit sich selbst startet. Ich finde, das wichtigste ist, was du ja auch schon gerade meintest zum Budgetplan. Das heißt wirklich mal erst mal tracken, wo stehe ich denn überhaupt finanziell. Was zur Hölle, ist mein Status quo? Welche Summen habe ich wo? Welche Produkte haben vielleicht irgendwelche Eltern mal irgendwo abgeschlossen, und die liegen noch irgendwie? Welche Schulden habe ich vielleicht auch noch, weil BaföG oder irgendwas? Was ist wirklich realistisch? Mein Einkommen und was vor allem ganz wichtig, was ist meine, sind meine Ausgaben monatlich, jährlich? Viele Sachen werden nur im Quartal oder einmal im Jahr abgebucht, also im Endeffekt zu tracken, mal ein paar Monate mit irgendeinem digitalen Haushaltsbuch, mit einer Excel Liste, mit Notizzettel, total, egal, einfach mal einbisschen auflisten, wo gebe ich wann eigentlich wofür Geld aus? Als ich das mal gemacht, habe ich festgestellt, relativ schnell festgestellt, ich habe zwei Auslandskrankenversicherungen, ich gebe viel zu viel Geld für den Nahverkehr aus. Ich sollte mir mal zumindest für die Wintermonate mir irgendwelche Monatskarten und sowas geben. Also, das schnallt man ja auch alles erst, wenn man sich das so ein bisschen anguckt und dann diesen Budgetplan machen, Einkommen zu Ausgaben im Verhältnis setzen und zu sehen, was bleibt denn übrig jeden Monat, und was könnte ich davon wohin investieren oder sparen? Ich finde, der Notgroschen ist das aller allerwichtigste, um zu sagen, ich baue mir jetzt diese, was weiß ich, drei bis sechs netto Monatsgehälter, irgend brutto, Monatsgehälter, wie auch immer, welchen Sicherheitsgrad man möchte irgendwo auf dem Konto auf, das ist so. Da fange ich jetzt einfach mal an, und dann, wenn das ist oder auch parallel, fange ich vielleicht an mit dem Investieren an der Börse in Immobilien, was einem da auch immer am wichtigsten ist oder am besten passt zu einem, sozusagen ein bisschen mit dem Vermögensaufbau, mit der Altersvorsorge zu beginnen. Aber wie gesagt, der ETF ist jetzt nicht der erste Schritt, weil, wenn man irgendwie feststellt, boah ich stecke da jetzt jeden Monat 250 € rein, und dann muss man total knapsen bei irgendwelchen anderen Sachen, dann ist es ja auch nicht richtig, dann fängst du halt mit 50 € im Monat an oder 100 € oder irgendwas. Aber kannst du dafür noch normal essen gehen oder irgendwie die Geschenke für Kinder, Freunde, irgendwie was bezahlen. Es ist ja immer alles ein Verhältnis von Maß und irgendwie ja auch einfach von Zukunfts-Ich und Jetzt-Ich, wie das alles zusammenpasst und so, aber ich rate immer, einmal Kassensturz, einmal wirklich einen Überblick haben, fühlt sich auch gut an, muss man sagen, wenn man weiß, okay, da steht jetzt diese Summe, und ich habe das wirklich im Griff. Ich weiß wirklich, welche Ausgaben auf mich zukommen dieses Jahr, und ich kann safe sagen, am Anfang jedes Monats gehen diese Euros in den Sparplan, in den Notgroschen. Ja, das ist schon erst mal nicht verkehrt.
Gretel Niemeyer: Ja, auch ein sehr empowerndes Gefühl, wenn man weiß worüber man überhaupt spricht. Super! Anissa wir sind schon am Ende unseres Gesprächs angekommen. Wahnsinnig! Dreiviertel Stunde einfach so weg. Aber erzähl uns doch noch mal, wie kann man mit dir arbeiten? Wo findet man dich, wenn man mehr wissen möchte? Was gibt’s da für Möglichkeiten?
Anissa Brinkhoff: Gerne, also, man findet mich auf Linkedin und Instagram am liebsten, und da gibt es auch alle Kontaktdaten wie Email-Adresse oder sowas, und man kann mich auch da einfach anschreiben, wenn man mit mir zusammenarbeiten möchte. Ich bin, wie gesagt, freie Journalistin, das heißt, ich schreibe Texte für journalistische Medien oder für Unternehmensmedien, PR Texte natürlich. Ich gebe super gerne Workshops oder halte Keynotes oder stehe auf einer Bühne zum Gespräch zur Verfügung zum Thema Frauen und Finanzen und zum Thema anfangen. Das habe ich schon viel gerade bei Frauennetzwerken, bei so Berufsnetzwerken gemacht, gerade auch in die freiberufliche, selbstständige Richtung. Ich finde es super cool, auch wenn man einen Arbeitgeber hat oder was weiß ich der Partner oder die Freundin einen Arbeitgeber hat, und da einfach sagt, wahrscheinlich ist gerade mit allen Gehaltserhöhungen total schwierig. Aber wir buchen wir jemanden, der dem ganzen Unternehmen so einen Einblick in die Finanzwelt, die, wie fange ich an mit meinen Finanzen gibt. Da haben alle richtig viel mehr von. Im Zweifel zum Ende des Jahres, zum Anfang des Jahres. Ja, das sind so die Möglichkeiten, und wer eine andere Idee hat, einfach nachfragen, wahrscheinlich ist es möglich.
Gretel Niemeyer: Ja gut, Anissa ist auf jeden Fall für Ideen offen. Ich danke dir tausendmal für dieses wahnsinnig erhellende und chillige Gespräch. Ja, vielen, vielen Dank, dass du uns hast teilhaben lassen an deinen Erfahrungen, an deinem Wissen und auch an deiner Meinung.
Anissa Brinkhoff: Sehr gerne, ich danke dir für das sehr gute Gespräch.
Gretel Niemeyer: Dankeschön und euch, wenn euch das Gespräch gefallen hat, dann freuen wir uns natürlich auch wieder über ein paar Sterne, ein paar Bewertungen und so weiter und sofort, wenn ihr Fragen habt an Anissa, an uns oder uns erzählen wollt, wie ihr ins Thema Finanzen gestartet seid oder gerade startet, dann ja hinterlasst uns einen Kommentar, und wir freuen uns mega drauf, mit euch ins Gespräch zu kommen und diesem Sinne, alles Gute! Ciao. Ciao.
Gib uns gern Feedback zu der Folge. Wo stehst du beim Thema Finanzen? Schon alles in trockenen Tüchern? Noch ganz am Anfang oder irgendwo dazwischen?